Menschen
Robert Schneider - Zo Fooß vun Breslau noh Kölle
Erinnerung an einen großen Karnevalisten

Es gibt in Worringen eine große Anzahl von verdienten Karnevalisten, aber zu all` denen, die man in besonderem Maße hervorheben kann, zählt zweifellos Robert Schneider, dem 2014 verstorbenen Ehrenpräsidenten der Großen KG Rut-Wieß sowie des Festkomitees Worringer Karneval.


Vater Schneider 1939
in Breslau als Prinz

Im April 1935 in Breslau geboren und zum Kriegsende nach Köln geflüchtet, lässt vermuten, dass er erst in Köln das Fastelovendsgeschäft kennen gelernt hat. Dem ist aber nicht so, denn bereits sein Vater, der aus Köln stammte und in Breslau ein bekannter Opernsänger war, ließ sich 1939 dort zum „Prinz Karneval“ küren. Auch sein Onkel, der in Köln bekannte Sänger Willi Schneider, trug dazu bei, dass es in der Familie sehr musikalisch und karnevalistisch zuging. Es folgte die schlimme Zeit des zweiten Weltkrieges und kurz vor dessen Ende flüchtete die Familie von Breslau über das heutige Tschechien im wahrsten Sinne zurück „zo Fooß noh Kölle“. Dort heiratete Robert Schneider im Jahre 1960 in Nippes seine Marga, mit der er bis zu seinem Tode 54 Jahre glücklich verheiratet war.

Im Jahre 1956 trat er in Worringen der „Dramatischen Vereinigung“ bei, in der er ab 1957 auch als Laienschauspieler


Robert Schneider
im Prinzenjahr 1974

auf der Bühne stand. Bereits ein Jahr später wurde er Mitglied der Großen Karnevalsgesellschaft Rut-Wieß, in der er sich umgehend engagierte und auch hier schnell als Büttenredner und mit Gesangseinlagen auf der Bühne stand.

Die Rut-Wießen wussten schnell, was sie an Robert Schneider hatten und im Jahre 1974 wurde er ihr Prinz Robert I.  Hier gab er in Worringen ein Debüt, denn er war der erste Prinz, der seine Prinzenkette selbst erstellen durfte, verbunden mit der Maßgabe, dies auch für die nachfolgenden Prinzen zu machen.


Prinzenkette

Wer sich diese Prinzenkette genau ansieht, der kann sich vorstellen, welch` handwerkliches Geschick und Ideenreichtum in Robert Schneider steckten. Selbst in seinem Todesjahr hat er trotz seiner schweren Erkrankung noch in wochenlanger Arbeit die Prinzenkette für den Prinzen 2014 in mühsamer Arbeit erstellt.
Ab dem Prinzenjahr wurde er auch Präsident seiner Gesellschaft und bis zur Amtsübergabe im Jahre 1989 hat Robert Schneider nach 15-jähriger Amtszeit in seiner „KG“ viel bewirkt.
1977 wurde das Tambourcorps gegründet, das heute unter dem Namen “Tambourcorps Frisch Auf” eine feste Größe im Worringer Fastelovend ist.
Die Mädchengruppe “De Dilldöppcher” und das Kindertanzkorps entstanden unter seiner Ägide. Auch dass Frauen als offizielle, aktive Mitglieder bei den Rot-Weißen mitmachen durften, war ein Beschluss seiner Amtszeit. Dass man einen Mann mit solchen Verdiensten dann noch zu seinem Ehrenpräsidenten ernennt, versteht sich von selbst.

Dies bedeutete aber nicht, dass er in den karnevalistischen Ruhestand ging, denn weiterhin war er wesentlicher Gestalter beim Bühnenbau sowie der Mottowagen der Zuggesellschaften und natürlich beim Wagen seiner „Rut-Wießen“. Hier zeichneten sich seine -bei den Helfern und Mitstreitern gefürchtete- Pedanterie und der Hang zum Perfektionismus aus. Erst wenn Robert Schneider der Meinung war, dass der Wagen zum Rosenmontagszug gelungen sei, dann waren die Arbeiten beendet und wenn es nur eines Tupfers Farbe bedurfte, der auf einer versteckten Schraube fehlte.


Robert Schneider
in Uniform
als FK-Präsident

Als das Festkomitee 1993 einen neuen Präsidenten wählte, war ein Mann wie Robert Schneider erste Wahl und dieses Amt bekleidete er bis 2002 mit der gleichen Akribie, wie alle seine Ämter vorher auch. Seine Idee war es, die Worringer Prinzen nicht erst wenige Tage vor dem Straßenkarneval zu proklamieren, sondern bereits in der ersten Januarwoche. Somit wurde man auch der Terminflut bis Aschermittwoch gerecht, die für die Prinzengesellschaft stets mit zeitlichem Stress verbunden ist. Die Aufnahme des Ausschusses für den Kinderkarneval (kurz KIKA genannt) als Mitglied in das Festkomitee, sorgte dafür, dass der Kinderzug am Karnevalssonntag weiterhin durch die Worringer Straßen ziehen darf.
Auch in den jährlichen Sessions-Ansteckern und Sessions-Kölschgläsern findet man immer wieder die gestalterischen Ideen des Robert Schneider.

Dass es einem Mann wie Robert Schneider schwer gefallen sein muss, nach so vielen Jahren und unermüdlichem Einsatz für den Worringer Fastelovend, aufgrund einer fortschreitenden Krankheit nach und nach kürzer treten zu müssen, ist verständlich. Trotz alledem war er bis zu seinem Tode am 11. August 2014 im Rahmen seiner Möglichkeiten immer für seinen Wurringer Fastelovend da.

Er hinterließ seine Frau Marga, eine Tochter, einen Enkel und mittlerweile eine Urenkelin.

Nicht nur für die Familie, auch für den Worringer Karneval war der Abschied von Robert Schneider ein großer Verlust.  Der Worringer Fastelovend hat ihm sehr viel zu verdanken.


WorringenPur.de/29.12.2017
Bericht: Jakob Mildenberg
Fotos: Privat und Jakob Mildenberg
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski