Den Stadtbezirk erfahren - Etappe 2 (Radtour)
Bezirksbürgermeister Zöllner lud ein
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Kölner Norden
Der Stadtbezirk Köln Chorweiler ist der zweitgrößte Flächenbezirk der Stadt Köln und bietet mit seinen vielen, zum Teil sehr kleinen Vororten im Kölner Norden, viele abwechslungsreiche Einblicke. Um dies den Bürgern näher zu bringen, hatte Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner die Idee, dies im Rahmen einer geführten Radtour durchzuführen. Über insgesamt drei Etappen hatte er drei verschiedene Routen an drei verschiedenen Terminen im gesamten Gebiet des Bezirkes Chorweiler ausgesucht und hierzu eingeladen. Hier nun die 2. Etappe vom 31. Mai. 2015.

Dresenhof in Weiler

Hier empfingen uns Leonie & Georg Kellerwessel, die den Hof von der Stadt Köln gepachtet haben, mit einem Frühstück. Sie betreiben hier eine Pferdezucht mit Pension. Ganz stolz sind sie auf ihre Rinderzucht: Blonde d`Aquitaine. Diese Rinder haben ein Cholesterin armes Fleisch. Sie betreiben einen schonenden Ackerbau ohne Pflug. Der Boden wird nur aufgekratzt oder gegrubbert. Wir konnten eine Mulchsaatmaschine, einen Mähdrescher mit Raupenantrieb und eine Pfanzenschutzmittelspritze mit Satelliten (GPS) gesteuertem Traktor sehen. Die Dosierung wird damit optimal minimiert. Hier im Kölner Norden rund um das Wasserwerk Weiler ist dies besonders wichtig. Einmal pro Woche trifft sich der Arbeitskreis der hiesigen Landwirte mit der Rheinenergie und der Landwirtschaftskammer, um weiteres Vorgehen und eventuellen Schädlingsbefall zu besprechen.

Wasserwerk Weiler

Stefan Schiffmann von der Rheinenergie erklärte uns die Wasserwirtschaft hier in Weiler. Das Wasserwerk (besteht seit 1931) wurde mehrfach umgebaut und die Technik angepasst. Heute fördert eine Brunnengalerie aus 31 Brunnen, die in einer Kette von 2 mal 1 km Länge angeordnet sind, das Grundwasser. Es wird in 2 Infiltrationsbecken mit Uferfiltrat aus Langel angereichert. Die Wasserschutzzone erstreckt sich von Bergheim bis Worringen / Langel. Nitrat und Pflanzenschutzmittel sind kein Problem für das Wasserwerk. Der Arbeitskreis Wasser und Landwirtschaft achtet darauf. Die Landwirtschaft düngt viel mit Zwischenanbau von Senf und Ölrettich als Mulchdüngung, parallel zur Substratdüngung, die heute hier bei uns ohne Geruchsbelästigung eingebracht wird. Viele Probestellen zeigen schon Jahre im Voraus Veränderungen an. Der Wasserpreis ist verglichen mit unserem Einkommen sogar um die Hälfte gefallen. Dat Wasser von Kölle is joot. Wir konnten es vor Ort probieren und eine Flasche für die weitere Tour mitnehmen.

Feuerwehr in Volkhoven

Hier führte uns Herr Michael Christian durch die Feuerwache 6. Stationiert sind hier drei Rettungstransportfahrzeuge, ein Notarztwagen und drei Feuerwehrfahrzeuge, darunter eine Drehleiter und ein Tanklöschfahrzeug. Ein viertes Rettungstransport- fahrzeug steht in Esch und wird demnächst in Worringen stationiert. 70 Personen arbeiten hier im Schichtrhythmus in den verschiedenen Einsatzbereichen. Weiteres Personal wird noch eingestellt. Zurzeit ist eine Frau in der Ausbildung. Ein Notarzt ist immer in der Wache. Derzeit wird eine 2. Wagenhalle für Reservefahrzeuge und ein Boot gebaut.

Fühlinger See

Der Weg führte über Heimersdorf. Hier feierte der Haselnußhof sein 50 jähriges Bestehen. Der Siedlerverein hatte ein schönes Fest ausgerichtet und viele Heimersdorfer waren mit dabei. Am Fühlinger See bestiegen wir den Zielturm. Hier erläuterte Herr Röhricht vom Förderverein Fühlinger See und Frau Brinkhaus vom Sportamt der Stadt Köln die Geschichte des Sees. 1912 wurde viel Kies für die Köln Aachener Eisenbahn gebraucht und so begann man auf dem Gelände des Grafen Oppenheim, der hier eigentlich eine Pferderennbahn bauen wollte, was aber wegen der vielen Kaninchen nicht ging, mit der Auskiesung. Zwischenzeitlich war hier auch eine Versuchsstrecke der Allwegbahn. Sie kam aber nie zur Serienreife. Schon Konrad Adenauer sprach von einer Ruderregattastrecke für Köln. Aber erst in den 60er Jahren begann die Planung für eine Regattastrecke durch Zusammenlegung der Seen in Fühlingen. 1978 war dann die erste Rudermeisterschaft über 1000 m. Auf den Betonplatten, die Belgische Streitkräfte hier angelegt hatten, wurden dann die Hallen gebaut. Heute gibt es am See auch Festivals und andere Veranstaltungen.

Merkenich

Bei einem Abstecher über Merkenich traf uns Herr Klais vom Bürgerverein an der Kirche von St. Brictus (Neubau 1968). Nach der Eingemeindung 1922 durch Adenauer wurde die Umgebung von Merkenich systematisch industrialisiert. 1930 kam Ford, 1955 die Esso und 1958 die Wacker-Chemie, um nur die Großen zu nennen. Heute steht hier auch ein Heizkraftwerk und sein Schornstein ist mit 250 m das höchste Gebäude in Köln. In den 60er Jahren sollten die Rheindörfer Merkenich, Rheinkassel, Kasselberg und Langel abgerissen werden und auch hier sollte Industrie an den Rhein; Platz für einen Hafen und ein Kraftwerk sollten entstehen. Aber nur Feldkassel ist hier verschwunden. Heute zählen die Rheindörfer 5500 Einwohner.

Kasselberg Besichtigung und St. Amandus

Hier besuchten wir die Kirche St. Amandus in Rheinkassel. Diakon Matthias Gill von der Pfarrei Am Worringer Bruch begeisterte uns für dieses Kleinod. Die Kirche stammt aus dem Jahre 899 und gehörte um 1200 zu St. Gereon in Köln. Sie wurde mehrfach vergrößert und auch der Kirche von St. Gereon angeglichen. Amandus ist ein Belgischer Heiliger. Die Kirche liegt zwischen der Römerstraße, die die Verlängerung der Hohe Straße in Köln ist und weiterführt nach Neuss und dem Jakobspilgerweg, der hinter der Kirche über den Rheindamm führt. Hier gestaltet Diakon Gill jedes Jahr zu Ostern einen Kreuzweg in Wort und Bildtafeln. Bekannt ist die Kirche auch für ihr ökumenisches Valentinsfest für Verliebte, Verlobte und Verheiratete. Sie wird auch gerne für Hochzeiten genutzt, weil sie in ihrer Größe ideal ist.

Pumpanlage Kuhlenweg in Langel

Herr Haubner von der STEB führte uns nach einer kleinen Erfrischung durch die Pumpanlage. Von außen sorgt eine Fassade mit Aluminiumlamellen für ein wechselndes Bild, entweder einfarbig Orange oder ein buntes Seerosenbild. Oberirdisch ist das aber nur die Schaltzentrale. Im Keller sichern 5 Pumpen a 1000 Liter/ h die Entwässerung mehrerer Stadtteile von Esch bis Langel und von Worringen bis Merkenich. Zudem fließt das gereinigte Abwasser der Kläranlage Langel dazu. Die Anlage stammt aus dem Jahre 1963 und wurde 2010 auf den heutigen Stand erweitert. Die Anlage wird bei einem Wasserstand von 5 m Kölner Pegel stufenweise zugeschaltet. Zwei Notstromaggregate sorgen für einen störungsfreien Betrieb bei Stromausfall. Die Überwachungszentrale ist in Köln Ostheim.

Vieles Neue über Landwirtschaft, Wasser und Industrie haben wir an diesem Tag wieder erfahren. Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner und seinen lokalen Referenten hiermit herzlichen Dank. Wir warten auf die 3. Etappe am 20 Juni. Anmeldungen nimmt Beate Brandenburg bis 17. Juni 2015 unter Tel.: 0221/221-96298 oder E-Mail: Beate.Brandenburg@Stadt-Koeln.de entgegen.


WorringenPur.de/13.06..2015
Bericht & Fotos: Herbert Jansen
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski