Frauenrechte im Islam
Der Unterschied zwischen Glaube und Politik

Kölner Norden
Zu einem interreligiösen Dialog hatten verschieden Engagierte am vergangenen Mittwoch in das evangelische Gemeindezentrum in Worringen eingeladen. Den Einstieg machte Sharif Abu-Jabir (Vorsitzender des Vereins Sadaaka) mit einem Vortrag, der Impulse zum Thema vorgab, die im Anschluss diskutiert werden konnten.

Abu-Jabir ist daran interessiert, die Weltreligionen näher zueinander zu bringen und betont seine langjährige Freundschaft mit Volker Hofmann-Hanke, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeine Köln-Worringen. Er sieht einige Parallelen zwischen dem Koran und der Bibel – mit einem wesentlichen Unterschied: Während laut Bibel im Paradies die Schlange zunächst Eva die Frucht des verbotenen Baums überreicht habe, bezichtige der Koran Adam, den Apfel direkt von Satan entgegengenommen zu haben.
Im Islam sei die Position der Frau positiv. Laut Prophet Mohammed liege „das Paradies unter den Füßen der Mütter“, was die Aufgabe der Männer zum Ausdruck bringe, ihre Familien zu ernähren. Der Besitz gehöre der Familie, es gebe keinen Herrscher und keine Beherrschte. In

der arabischen Welt hingegen haben Frauen keine Rechte. Allerdings müsse man zwischen der arabischen Welt und dem Islam unterscheiden, wie auch zwischen der Religion und den Regierungen.

Auch im Islam sei Voraussetzung für eine Ehe, dass das Mädchen bzw. die Frau zustimme. In der Praxis verkaufe ein Verwandter oder ein reicher Mann seine Tochter, um seinen Reichtum zu demonstrieren. Dem Propheten reiche eine Handvoll Datteln als Gabe, alles andere sei Interpretation.
Zum Thema „Kopftuchtragen“ nennt Abu-Jabir eine Stelle in der Bibel, die den Frauen im Gottesdienst gebiete, ihren Kopf zu bedecken. Auch das Tragen von Trachten oder Ordensgewändern geschehe aus Respekt. Der Koran sehe keine Pflicht zum Tragen eines Kopftuches vor. Frauen haben im Islam mehr Rechte als Männer, aber dies sei ihnen nicht bekannt – weil Männer es selbst nicht wissen, es den Frauen nicht sagen oder diese es nicht herausfinden.

Aus dem Publikum kommt der Hinweis, dass ein Heiratsvertrag im Islam üblich sei. Dort könne die Frau hineinschreiben, was immer sie wolle. Und es gebe die „Morgen- und die Spätgabe“, eine Art Mitgift zur Absicherung von Frauen im Falle einer Scheidung.

Laut Abu-Jabir werde der Koran im Iran von Gelehrten gelesen, die Gesetze entsprechend ihres Verständnisses deuten. Herrschende geben diese in eigenem Interesse weiter und behaupten, sie entstammen dem Koran – in Deutschland insbesondere durch Moscheen, die politisch motiviert und gesteuert seien.
Politik benutze Religion immer als Waffe. Terrorakte seien nicht im Koran vorgegeben. Glaube werde oft vorgeschoben, weil es dadurch einfacher sei, eigene Interessen zu vertreten. Noch einmal macht Sharif deutlich, dass die 21 muslimischen Länder sehr unterschiedlich seien und es DIE arabische Politik nicht gebe. Ihm sei sehr daran gelegen, Vorurteile abzubauen und Menschen zu informieren. Integration, Dialog, Toleranz und Akzeptanz seien das Wichtigste im Zusammenleben. „Gutes Wort“ beruhige Menschen.

Cornelia Abels bedankt sich bei den Teilnehmenden und wird die Idee eines „runden Tisches“ für den Austausch zu unterschiedlichen Themen weiterverfolgen.


Zu den Organisatoren:

Sharif Abu-Jabir wurde 1939 in Palästina geboren.
Er kam als 18-Jähriger nach Deutschland, studierte in Hamburg Medizin und ging danach als Berater in die Politik. Heute wohnt er in Worringen und engagiert sich mit dem SKM (Sozialdienst katholischer Männer) für Geflüchtete. Er gründete den Verein Sadaaka (arabisch für Freundschaft), der sich für die erfolgreiche Integration Geflüchteter einsetzt.

Cornelia Abels ist Ehrenamts-Koordinatorin des SKF (Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Köln) und Koordinatorin des Ehrenamts in der Geflüchtetenarbeit im Bezirk Chorweiler, Telefon 01590-4310915 (cornelia.abels@skf-koeln.de)

und arbeitet im Tandem mit

Carolin Keller-Berndorff ist Koordinatorin des Ehrenamts in der Geflüchtetenarbeit im Bezirk Chorweiler, Telefon 0221-221-96321 (carolin.keller-berndorff@stadt-koeln.de)


WorringenPur.de/08.05.2023
Bericht & Fotos: Sonja Reich
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski