WorringenPur im Gespräch mit

Kaspar Dick
Neu gewählter Vorsitzender des Bürgerverein Worringen
geb.
12.04.1952 in Köln-Worringen
verheiratet
mit Ingrid Dick, geb. Czinczoll
Kinder: 2, Andreas (28) + Simone (25)
Hobbies: Lesen, Fahrrad fahren, Tischtennis spielen
Vereinsmitglied im: Bürgerverein, Große KG (ehem. Tanzoffizier),
SG Worringen/Tischtennis, Krankenpflegeverein Worringen
Beruf: gelernter Chemotechniker bei Bayer;
dort Betriebsratsvorsitzender bei der Faser GmbH von 1994 – 2006;
derzeit bei Lanxess in der Personalabteilung beschäftigt;
ab 01.10.2011 geplanter Vorruhestand

WP:
Herr Dick, Sie sind kürzlich zum neuen Vorsitzenden des Worringer Bürgervereins gewählt worden, dazu herzlichen Glückwunsch! Viele Worringer werden Sie als neuen Vorsitzenden noch nicht kennen, und auch wenn Sie noch keine Zeit hatten sich in die Themen des Bürgervereins einzuarbeiten, möchten wir Sie doch schon jetzt auf Einiges ansprechen, das unsere Leser beschäftigt.

WP:
Welche Aufgaben und Ziele haben Sie sich gesetzt?

Kaspar Dick:
Ich möchte versuchen, die Mitgliederzahl im Bürgerverein weiter zu erhöhen, um die Schlagkraft gegenüber Politik und Verbänden zu stärken und damit die Interessen der Worringer Bürger entsprechend gut vertreten zu können. Ich würde sehr gerne weiter die Vereine unterstützen, die in Worringen in aller Regel eine große soziale Aufgabe erfüllen und viel Positives für den Gesamteindruck des Ortes tun. Ich bin strikt gegen die Tendenzen des Rechtsradikalismus, den wir leider in Worringen haben. Dagegen werde ich, in meiner Funktion als Vorsitzender des Bürgervereins, ganz massiv und natürlich im rechtlichen Rahmen vorgehen. Da ist bei mir in keinster Weise Akzeptanz zu erwarten.

WP:
Kriminalität in Worringen ist immer wieder ein Thema. Im letzten Jahr erreichten WorringenPur hierzu viele Leserbriefe. Betroffene kontaktierten unsere Redaktion u. a. wegen Vorfälle am Krebelspfad, und speziell am Vereinshaus. Es wurde ein Ortstermin mit der Polizei, Abteilung Prävention und WPur wahrgenommen und die Ergebnisse dem Bürgerverein mitgeteilt. Können Sie uns sagen, ob der Bürgerverein mit den polizeilichen Vorschlägen zum Schutz der Bürger weiter gearbeitet bzw. Gespräche aufgenommen hat?

Kaspar Dick:
Ich habe den Vorsitz gerade erst übernommen und noch keine Zeit gehabt, mich in die Thematik einzulesen. Somit kann ich im Moment noch keine Stellungnahme abgeben. Ich  werde mich aber  der Polizeileitung vorstellen und erfragen, ob und in wie weit die Vorschläge der Präventionsabteilung am Vereinshaus umgesetzt worden sind.  Mir ist  nicht bekannt, wie aktuell und dringend dieses Problem im Moment ist, da ich von Vorfällen dieser Art zur Zeit nichts höre, aber das will ja nichts heißen. Vorbeugende Maßnahmen sind da sicher wünschenswert.

WP:
Welche Möglichkeiten sehen Sie für den BV der Raserei und dem Zuparken in Worringen entgegenzuwirken?

Kaspar Dick:
Soweit ich weiß, sind wir im Moment im Gespräch mit der Polizei; es gibt Überlegungen, verstärkt Streife zu fahren und verstärkt zu kontrollieren, Dies ist von der Polizei auch schon gemacht worden ist, leider aber nicht flächendeckend. Es wurde ja auch schon eine „mobile Geschwindigkeitstafel“ aufgestellt, um den Bürgern die erhöhte Geschwindigkeit vor Augen zu führen. Wir wollen niemandem Mutwilligkeit unterstellen, manchmal merkt man ja auch nicht, ob man 50 oder 30 fährt. Allerdings wird man die Leute mit gutem Zureden auch nicht erreichen, sicher muss mehr kontrolliert werden. Ich halte aber auch nichts von Schildern, die man zusätzlich aufstellt und die das Ortsbild zudem verunstalten.

WP:
Frei laufende Hunde in der Rheinaue und Worringer Bruch sowie deren Hinterlassenschaften trotz der Hundetoilette am St. Tönnisplatz erregen immer wieder die Gemüter. Ist das ein Thema beim Bürgerverein?

Kaspar Dick:
Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad auf dem Damm nach Leverkusen. Deshalb kann ich da selbst ein Lied von Singen. Das Thema nicht angeleinte Hunde ist sicher eine Überlegung wert beim BV besprochen zu werden. Allerdings gibt es dann auch keine halben Sachen und der BV muss dann Stellung beziehen. Ich gebe aber zu bedenken, dass es nicht nur „Schwarz und Weiß“ gibt. Sicher gibt es auch Hunde, die aufs Wort auf ihren Besitzer hören und da wird es auch nie Probleme geben. Ich glaube aber, dass es für den Bürgerverein wichtig ist, Probleme nach Prioritäten abzuarbeiten und sicher gibt es noch Wichtigeres wie frei laufende Hunde.

WP:
Das ist ein gutes Stichwort. Das Thema Retentionsgebiet Worringen und die damit geplante, gesteuerte Flutung des gesamten Worringer Bruchs durch die StEB im Falle eines 200jährigen Hochwassers wird vom Bürgerverein seit vielen Jahren engagiert verfolgt. Der Worringer muss sich wohl auf ein Auffangbecken (Polder) immensen Ausmaßes mit mindestens 5 m hohen Wänden rund ums Bruch einstellen. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Kaspar Dick:
Als Worringer Bürger habe ich große Bedenken, egal ob kleiner (8 Mio. m³) oder großer Polder (30 Mio. m³), weil hier dann das Grundwasser massiv ansteigt. Ich selbst habe hier (am Frohnweiher) bei Hochwasser in meinem  Keller Wasser. Wenn dann aber auch noch der Polder geflutet wird, wird sich die Grundwassersituation meiner Meinung nach in Worringen dramatisch verschärfen. Und dann werden Häuser im Keller Wasser haben, die bisher noch nie Wasser im Keller hatten, weil das Grundwasser dann  nicht vorhersehbar ansteigt.

WP:
Gibt es für die Worringer überhaupt noch eine Möglichkeit sich gegen den großen Polder, der u. a. die monatelange Überflutung der B9 und die Zerstörung des Naturschutzgebietes in Kauf nimmt, zu wehren? Nicht Wenige halten dies für einen weiteren gravierenden Einschnitt in die Lebensqualität in Worringen, die sich durch die hohen Wände, auf die man dann sieht, drastisch verschlechtert, abgesehen davon, dass man Angst vor Wertminderungen der Grundstücke und Häuser hat.

Kaspar Dick:
Der Bürger kann sicherlich Einspruch einlegen, ob er sich aber letztlich dagegen wehren kann, wage ich zu bezweifeln. Es stehen ja auch höhere Interessen dagegen. Auch Worringen würde bei einem Extremhochwasser durch den Polder vor Überflutung geschützt Nun muss man ja fairerweise Folgendes sagen: Wenn hier ein Hochwasserpolder gebaut wird, der Wasser vom Rhein ableitet, dann hilft das eigentlich nur Düsseldorf und nicht Köln – nur die Situation am Niederrhein würde dann entschärft werden. Dann muss man halt abwägen. Hier wären 5.000 Menschen, die nasse Füße kriegen, in Düsseldorf wären es 50.000. Die Politik, die ja eine Verantwortung zu tragen hat, wird dann eine Interessenabwägung machen. Wenn man Düsseldorf helfen will, müsste man hier in Worringen einen Polder setzen, aber die damit verbundenen Risiken für die Worringer so klein wie möglich halten. Letztendlich ist in Worringen im gesamten Kölner Stadtgebiet die einzige Möglichkeit noch sinnvoll etwas zum Hochwasserschutzkonzept beizutragen. Wenn die Politik das will, sehe ich keine großen Chancen, den Polder auf Dauer abzuwenden. Dann kann man nur noch versuchen, die Folgen einer kontrollierten Flutung niedrig zu halten, indem man möglichst schnell das Restwasser abpumpt. Entscheidend wird sein, bei welchen Pegelständen der Polder geflutet wird und wer diese Entscheidung trifft.  Der Bürgerverein wird sich intensiv mit den Rahmenbedingungen im Flutungsfall des Polders und den daraus entstehenden Fragen der Bürger befassen. Hier sehe ich eine große Verantwortung und Aufgabe in den kommenden Jahren für den Bürgerverein.

WP:
Herr Dick, vielen Dank für das Gespräch!


WorringenPur.de/25.07.2011
Das Gespräch führte:
Heike Matschkowski
Foto: Heike Matschkowski