Schöffen sprechen Recht
Krebelshof schlägt Bürger für Schöffenamt am Jugendgericht vor
Mildere Strafen bei Jugendlichen meist angebracht

Köln
Gezielt geht die Polizei mittlerweile gegen junge Gewalttäter vor - frühe Abschreckung soll kriminelle Karrieren verhindern. Die Kreispolizeibehörden nehmen deshalb mit speziellen Konzepten -sogenannten Gefährdenansprachen- solche Jugendlichen ins Visier. Diese Programme sollen Mehrfachtäter gezielt von weiteren Straftaten abschrecken. So ist die Bekämpfung der Jugendgewalt ein wesentlicher Schwerpunkt der Polizeiarbeit. Derzeit sind landesweit 918 Kinder und Jugendliche sowie 581 Heranwachsende (18 bis 21 Jahre) als Intensivtäter erfasst, was die Menschen besonders beunruhigt.

Die Polizei in Gelsenkirchen hat derzeit 9 Jugendliche und Heranwachsende als Intensivtäter erfasst, die als „Gefährdete angesprochen“ wurden. Der Erfolg ist durch eine Studie bestätigt: Die Zahl der jugendlichen Täter, die fünf oder mehr Straftaten im Jahr begehen, ging seitdem um mehr als 22 Prozent zurück. Rund ein Drittel der zu Hause von der Polizei angesprochenen Kinder und Jugendlichen ist nicht mehr rückfällig geworden.

Ein weiterer Baustein für den Rückgang der Jugendkriminalität dürfte aber auch das Jugendgericht sein, das neben einem beruflichen Jugendrichter auch mit ehrenamtlichen Schöffen besetzt ist, die wesentlichen Einfluss auf das Strafmaß haben. Jeder Bürger kann von der


Die vorgeschlagenen Kandidaten für das Schöffenamt
v. li.: Norbert Kollenbroich (13 Plus-Objekt und ehem. Schöffe), Doris Schüffler (ehem. Nebenschöffin), Irene Guderjan (13 Plus-Objekt), Eddy Telke (Krebelshof), Elektromeister Berthold Diller, Ingrid Krischer (LiC)

Stadt in das Schöffenamt berufen werden. Voraussetzung dafür ist eine Empfehlung, die auch das Jugendzentrum Krebelshof e. V. in Köln-Worringen nun ausgesprochen hat und Bürger aus Kölner Stadtteilen für dieses Amt empfohlen hat. „Wir möchten gesellschaftspolitische Verantwortung über unser Jugendzentrum hinaus tragen“, so der Geschäftsführer des Krebelshofs, Eddy Telke, bei einem Treffen mit einigen vom Krebelshof vorgeschlagenen Schöffen dieser Tage.
Wer von den vorgeschlagenen Kandidaten (über 700 im gesamten Kölner Raum) tatsächlich das Schöffenamt für fünf Jahre bekleiden wird, entscheidet das  Jugendstrafgericht per Auslosung Ende dieses Jahres. Von vier Dutzend setzte der Krebelshof letztlich 10 Frauen und 11 Männer, die sich für das Schöffenamt bereit erklärten, auf die Vorschlagliste. Fünf von ihnen trafen sich kürzlich mit Eddy Telke, um sich im Vorfeld Infos über dieses wichtige Amt einzuholen. Für einige wenige von ihnen –vielleicht wieder Worringer Bürger- heißt es dann bald gleichberechtigt neben einem Berufsrichter Entscheidungen über die Zukunft von jugendlichen Straftätern zu treffen. Eine wichtige Entscheidungshilfe beim Strafmaß dürfte dabei sein, dass es im Jugendstrafrecht für die 14 – 18jährigen nicht um Bestrafung, sondern um Erziehung geht. So kamen z. B. 29 Jugendliche in den vergangenen Jahren durch solche Richtersprüche „in den Genuss“ Sozialstunden im Krebelshof abzuleisten. Dabei zeigte sich zwar nicht immer, aber oftmals, dass es wichtig und richtig ist, jugendliche Straftäter durch mildere Jugendstrafentscheide wieder auf den richtigen Weg zu führen, der manchmal auch ein Umweg über den Krebelshof bedeutete.

WorringenPur.de/05.09.2008
Bericht und Fotos: Heike Matschkowski