Internationale Spitzensportlerin aus Worringen
Tokio-Nominierung von Jennifer Montag endete mit Enttäuschung
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Köln-Worringen/Tokyo
Es ist lange her, dass mit Fredy Schmidtke ein Worringer Sportler international oder gar bei Olympischen Spielen erfolgreich vertreten war und

Jennifer Montag

seit dieser Zeit gab es hier auch keine Worringer Erfolge mehr auf derart hohem Niveau zu verzeichnen. Dass es in Worringen mit Jennifer Montag seit einigen Jahren wieder eine Sportlerin gibt, die internationales Niveau erreicht hat, ist nicht durchgängig bekannt, was vielleicht aber auch der Tatsache geschuldet ist, dass die Leichtathletik keine etablierte und erfolgreiche Worringer Sportart ist und die Worringer Leichtathletin Jennifer Montag zunächst in Dormagen aktiv war und seit 2014 für Leverkusen startet.

Staffel-Weltrekord & Erste Plätze bei Meisterschaften
Bereits als Jennifer Montag das Laufen erlernte, gehörte die Tartanbahn zu ihrem Leben, denn auch ihre Eltern Wolfgang Montag (Weitsprung

v.li.: Staffeltraining mit Jennifer Montag, Gina Lückenkemper und Lisa Nippgen (im Precamp verletzt)

und Sprint) und Conny Montag (Sprint) waren erfolgreiche Leichtathleten unter ihrem heutigen Trainer Hans-Jörg Thomaskamp.
Im Alter von elf Jahren zeigte Jennifer  Montag dann selbst erstes Interesse an diesem Sport in Dormagen und sie wechselte als 16-jährige 2014 nach Leverkusen. Das harte Training, das bis zu sechsmal wöchentlich stattfindet, zahlte sich aus und sie startete als 19-jährige dann erstmalig in der U20.  Dieses U20 Team glänzte dann mit einem Staffel-Weltrekord in der 4 x 100 m Staffel.
Es folgte 2018 der erste Platz bei den Deutschen Meisterschaften über 100 m und 2019 der erste Platz bei den Europameisterschaften in der 4 x 100 m Staffel. 2019 errang diese Staffel bei den Deutschen Meisterschaften einen zweiten Platz.

Beste Deutsche bei Hallen-EM - konstant gute Leistungen
Bei den wichtigen, für die Nominierung zu den Olympischen Spielen entscheidenden Qualifikationen, empfahl sie sich als beste Deutsche bei

Jennifer Montag und Lisa Marie Kwayie

Village

der Halleneuropameisterschaft über die 60 m Sprintstrecke, was berechtigte Hoffnungen für eine Teilnahme in Tokio machte. Trotz der langen Trainingspause aufgrund einer Coronainfektion, hat sie die Vorbereitungszeit gut überstanden und auch konstant gute Leistungen geboten. Es wurde bei den Vorbereitungen für Tokio zu einem Staffelpool geladen und aufgrund ihrer sportlichen Leistungen war das Ticket für Tokio eigentlich gesichert. Neben den gesetzten Athleten setzte sich das Team aus zwei Ersatzsportlerinnen, sowie einer sogenannten “Alternativen Athletin” zusammen. Die Vorbereitungswoche in Japan fand in “Miyazaki” statt und hier verletzten sich zwei Athletinnen in der Vorbereitung beim Staffeltraining derart, dass diese dann auch verletzungsbedingt aus dem Team ausscheiden mussten.

Freundliche Gastgeber
Die zwei Wochen im olympischen Dorf waren aufgrund der Coronabedingungen, was den Aktionsradius und die außersportlichen Aktivitäten betrifft, nicht das, was man sich üblicherweise bei solchen Großveranstaltungen vorstellt, aber hier waren die deutschen Funktionäre weniger

Stadion

Eisbad im Precamp, hi.li.: Gina Lückenkemper, Jessica-Bianca Wessolly, vo.li.: Jennifer Montag, Lisa Marie Kwayie, Alexandra Burghart

großzügig als die japanischen Veranstalter, von denen man strikte Maßnahmen eher erwartet hätte. Außer bei den eigenen Wettkämpfen selbst, war es seitens des DOSB nicht erlaubt, anderen Wettbewerben im Stadion beizuwohnen. Besonders die Freundlichkeit der Veranstalter und der Japaner im Besonderen, hob Jennifer Montag lobend hervor. Seitens der Gastgeber gab es jedwede Unterstützung für die Sportler, was die deutschen Aktiven sehr beeindruckte.

Sportlich schien zunächst alles bestens für Jennifer Montag zu laufen, denn als drittschnellste Läuferin des Teams, sollte eine Staffelnominierung nach sportlichen Gesichtspunkten sicher sein. Dass sich die Teamleitung, wohl auch unterstützt vom Sponsor, kurzfristig gegen Jennifer Montag entschied, war dann ein Schock, der aufgrund der Begründung, sie sei “dem Druck nicht gewachsen und habe mentale Probleme”, noch größer für sie wurde.

Entscheidung der Teamleitung nicht nachvollziehbar
Jennifer Montag hatte bereits bei den Vorbereitungen gespürt, dass im Team etwas nicht ganz in ihrem Sinne verlief und die Entscheidung der Teamleitung brachte sie auch kurz vor dem Ziel dann endgültig um ihre aktive Teilnahme an den Spielen in Tokio. Diese Entscheidung kann sie bis heute nicht nachvollziehen und sie kämpft auch weiterhin damit, von dieser negativen Erfahrung, und aus ihrer Sicht unsportlichen Entscheidung, Abstand zu nehmen.
Dass das Team, das in Bestbesetzung Medaillenkandidat gewesen wäre, dann einen für das Team unbefriedigenden fünften Platz hinter der Schweiz belegte, nahm sie lediglich enttäuscht zur Kenntnis.

Blick in die Zukunft
Ungeachtet dieser negativen Erfahrung, wird sie ihrer Leidenschaft zum Leistungssport nicht den Rücken kehren, blickt in die Zukunft und bereitet sich weiterhin auf die bevorstehenden internationalen Wettbewerbe in Danzig und Berlin vor. Danach steht dann zunächst eine Saisonpause an, die sie zur Entspannung und zum Abschalten genießen möchte.
Wie die anstehenden Trainingslager aussehen werden, steht aufgrund der Coronaauflagen noch nicht fest, aber die geplanten Hallenwettbewerbe wird sie ebenso ehrgeizig angehen, wie die Europameisterschaften 2022 in München und auch die Weltmeisterschaften 2022 in Eugen (Orgeon/USA).
Sportliche und ehrgeizige Ziele hat die 23-jährige gelernte Kauffrau für Büromanagement und angehende Wirtschaftspsychologin also weiterhin und für sie steht es fest, dass der Leistungssport auch künftig ihr beruflicher Mittelpunkt bleiben wird, denn für andere Dinge bleiben bei diesem enormen Trainingsaufwand, den Trainingslagern, sowie den zahlreichen Wettbewerben auf allen Ebenen, nicht mehr viel Zeit.

WorringenPur dankt Jennifer Montag für das Gespräch und wünscht für die anstehenden Wettbewerbe alles Gute und weiterhin viel Erfolg.


WorringenPur.de/06.09.2021
Bericht: Jakob Mildenberg
Fotos: Jennifer Montag – privat
Redakt. & digitale Bearbeitung: Matschkowski