Ein Glücksfall: Das Worringer Vereinshaus
40 Jahre Mittelpunkt und Kommunikationszentrum

Worringen
Anlässlich des 40jährigen Bestehens des Vereinshauses lud der Vorstand des Trägervereins Worringer Vereinshaus am Vormittag des 11. Dezembers zu einer kurzweiligen Feierstunde ein. Die Moderation übernahm Matthias Klehr (Schriftführer Trägerverein), der den Startschuss mit der
musikalischen Ankündigung des „Bundestambourcorps Frisch Auf“ gab. Nach dem Aufspielen verschiedener Lieder, war auch gleich eine kleine Anekdote zu erfahren. Das Bundestambourcorps entstand 1977 aus der bis heute rot-weiß gekleideten Großen Karnevalsgesellschaft, deren Farben seinerzeit übernommen wurden. Da man aber seit vielen Jahren nicht mehr nur für diesen Verein, sondern für alle Musik spielte, tragen die Mitglieder des Bundestambourcorps heute graue Uniformen als Zeichen ihrer Verbundenheit zu allen Worringern. Zum Programm des Jubiläums gehörten außerdem die Tanz-Auftritte der Burgwache der KG Änze Kääls und die MGV Dancer der kommenden Karnevalsprinzengesellschaft, deren designierter Prinz Thomas II. natürlich ebenso anwesend war, wie weitere Gäste.


Zu letzteren gehörte auch Marcel Gredler von der Stadt Köln (stellvertretender Leiter in der Abteilung für Bürgerhäuser und Bürgerzentren des Amtes für Soziales, Arbeit und Senioren). Er fühle sich beinah prädestiniert die Glückwünsche der Stadt zu überbringen, da er nun auch bald 40 Jahre alt werde, so Gredler. Nachbarschaft, Gemeinschaft und Vereine haben in Worringen noch einen Stellenwert, den wir so in den zentralen Stadtteilen nicht finden. Und er stellte auch fest, dass die „Worringer sehr geduldige Menschen sind … immerhin warten sie schon seit 100 Jahren auf den Straßenbahnanschluss“ und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Tatsache ist, die Stadt Köln fördert über Betriebskostenzuschüsse und der mietzinsfreien Überlassung von städtischen Liegenschaften gemeinnützige und ehrenamtlich aktive Vereine, so auch den Trägerverein Worringer Vereinshaus. Und die gute Nachricht am Schluss: Der Betriebskostenzuschuss der Stadt Köln wird im Doppelhaushalt 2023/24 erneut erhöht.

Zu den musikalischen Highlights des Jubiläumsprogramms gehörten der Auftritt des Männergesangvereins unter Leitung von Eckhard Isenberg und das Ensemble „Cologne Jass Society“, die mit Titeln aus dem alten New Orleans über Dixieland aus Chicago und New York und Evergreens aus dem American Songbook für Swing und Jazz Atmosphäre sorgten. Natürlich durfte auch der kleine Imbiss, bestehend aus Gulaschsuppe und belegten Baguette-Scheiben, nicht fehlen.

Dr. Holger Miebach, Präsident des Festkomitees Worringer Karneval von 1886 e.V. stellte in seiner freien Jubiläums-Rede fest, dass der Bau des Vereinshauses und die Möglichkeit der Nutzung ein Glücksfall für die Worringer sei. Natürlich gab es in den Jahren zuvor auch schon Möglichkeiten den Karneval im Trockenen zu feiern, wie z. B. in den Säälen der Gaststätten Schwarz oder Gladbach, doch diese


v.li.: Heinz Pesch, Dr. Holger Miebach,
Ralf Lünsmann

Örtlichkeiten waren doch sehr provisorisch und angestaubt. Obwohl es den Worringer Karneval also schon lange gibt, habe dieses Gemeinschaftshaus die Lebensgrundlage für unser aller Heimatfest, den Worringer Karneval geschaffen. „Die Entwicklung, die der Worringer Karneval in den letzten Jahrzehnten genommen hat, hätte er so nicht nehmen können, wenn es das Vereinshaus nicht geben würde. Der Worringer Karneval wäre nicht das, was er heute ist.“, so Miebach. Abgesehen vom Komfort könnten zahlreiche Proben und Sitzungen gar nicht erst stattfinden. Das Festkomitee Worringer Karneval und die ihm angeschlossenen Gesellschaften seien dafür sehr dankbar und besonderer Dank gelte all denen, die sich in der Vergangenheit um das Wohlergehen und das Funktionieren des Vereinshauses bemüht haben. Größter Respekt solle all denen gezollt werden, die sich auch in Zukunft um das Bestehen dieses Hauses bemühen. Trotz aller Verteuerungen, die auch das Vereinshaus treffen, wie z.B. enorm gestiegener Energiekosten, habe sich diesbezüglich nicht viel für die Vereine geändert, es gab keine nennenswerten Erhöhungen. Als Dank dafür überreichte Dr. Miebach eine Spende vom Festkomitee und den ihm angeschlossenen Gesellschaften in Höhe von 1.111,11 € an Heinz Pesch und Ralf Lünsmann vom Trägerverein Worringer Vereinshaus.

Zur Geschichte des Vereinshauses
…wusste Ralf Lünsmann (Vorstandsvorsitzender des Trägervereins Worringer Vereinshaus e. V.).
einiges zu berichten. Er nahm die Gäste des 40jährigen Jubiläums mit auf eine interessante Zeitreise. Mitte der 1960er Jahre wurde der Wunsch nach einer eigenen Veranstaltungs- und Versammlungsstätte laut und von Hermann Diehl unermüdlich thematisiert. Anfang der 1970 Jahre wurden die Vorstellungen konkreter und


Zeitreise mit Ralf Lünsmann

diverse Vereine diskutierten über das Konzept einer möglichen Mehrzweckhalle. Zu dieser Zeit fand das rege Vereinsleben überwiegend in Gaststätten und größere Veranstaltungen in Zelten statt.

Finanzierung & Vereinsgründung
Zu den wesentlichen Eckpunkten der Zeitgeschichte gehörten der im November 1974 von der damaligen Erdölchemie gefasste Beschluss für die Finanzierung des Vereinshauses in Höhe von 2,5 – 3 mio. DM. Bemerkenswert: Dieser sehr großzügigen Spende ging der damalige energische Widerspruch der Bevölkerung gegen die Erweiterung der Chemie voraus.
Am 10. März 1976 versammelten sich schließlich 22 Personen im Konferenzzimmer der Kreissparkasse Köln zur Gründung des Vereins „Bürgerzentrum Köln-Worringen“, um das Projekt voranzutreiben. Hauptinitiator der Vereinsgründung und 1. Vorsitzender war Heinz Böggering, 2 Stellvertreter: Hermann Diehl und Peter Paul Nesseler, Schriftführer: Ernst Wolff, Kassierer: Günther Venohr, 2 weitere Mitglieder : Werner Klein und Willy Miebach, Kassenprüfer: Robert Schneider & Heinz Dünwald. 1977 wurde auf Betreiben der Stadt das Haus & der Verein in „Trägerverein Worringer Vereinshaus e. V.“ umbenannt. Im März 1978 folgte die Annahme der EC-Spende in Höhe von 2,75 mio. DM in einem feierlichen Akt durch den Rat der Stadt Köln. Durch die anschließende zeitliche Verzögerung befürchtete man Mehrkosten von rd. 2,3 mio. DM – zum Glück hatte sich die Spende der EC inzwischen auf rund 3,6 mio. DM verzinst.
Indes hatte man für den zukünftigen Betrieb die Aufgaben bereits verteilt: Die Stadt Köln als planungsverantwortliche Bauherrin, die EC als Geldgeberin und Verwalterin, die Brauerei zur Garde als Beraterin für die Bewirtschaftung der Gastronomie und der Trägerverein als Betreiber des Hauses.

Grundsteinlegung(en)


 inoffizieller Grundstein

Nach all der Zeit des langen Wartens, sollte im Sommer 1979 endlich der Grundstein gelegt werden, doch auch dieser Termin verstrich tatenlos. Und so war es nicht verwunderlich und ganz nach Worringer Art, dass gegen Ende September „drei Unbekannte“ die Sache selbst in die Hand nahmen und in einer Nacht ohne Nebel Aktion eine große blau-weiß angemalte 250 kg schwere Betonrolle als Grundstein für eine nicht offizielle Grundsteinlegung missbrauchten. Und während diese „Unbekannten“ nahe des zugedachten Baugrundstücks weit nach Mitternacht ein Loch als Fundament für die Betonrolle gruben, gesellte sich ein Vierter hinzu mit erstaunt/amüsierten Worten und hielt diesen historischen Augenblick -es sei ihm gedankt- mit einem Foto fest. So konnte am Jubiläumstag 2022 Worringens nun tatsächlich größtes Geheimnis gelüftet werden, wer diese „unbekannten Grundsteinleger“ damals waren: die Buddler: Thomas Jungk, Ralf Roggendorf und Bernd Jansen (späterer Vorsitzender des Bürgervereins) aus dem „Eisbären-Club“ sowie Steinmetzmeister Hilarius Schwarz als Fotograf.
Nach dieser provisorischen Grundsteinlegung ließ es sich der damalige Vereinsvorstand nicht nehmen am 1.1.1980 mit weiteren rund 60 Gästen dieses Ereignis vor Ort zu würdigen.


Der Trägerverein – kein träger Verein!
Erst 2 Jahre später, am 11. März 1982 wurde endlich der offizielle Grundstein für den Neubau des Vereinshauses Worringen -unter Anwesenheit von OB Norbert Burger- gelegt und am 22. Dezember an den Trägerverein übergeben. Die erste erfolgreiche Veranstaltung war der Silvesterball der Sportgemeinschaft und auch die Karnevalsgesellschaften waren über einen stark gestiegenen Kartenvorverkauf glücklich, mussten sie in der Vergangenheit doch oftmals im kalten Zelt auftreten. Bereits im ersten Jahr 1983 war das Vereinshaus mit insgesamt 440 Veranstaltungen belegt, davon alleine 209 im großen Saal. 1985 erreichte der Etat des Vereinshauses einen Betrag von über 100.000,00 DM von dem rd. 65 % durch den Betrieb selbst erwirtschaftet wurde.

Ein ereignisreiches Jahr 1985
Der langjährige Kassierer des Trägervereins, Günter Venohr, kämpfte mit den Folgen der Aberkennung der Gemeinnützigkeit. Die finanziellen Folgen konnten auch Dank der weiteren Unterstützung durch die Erdölchemie eingegrenzt werden. Seit dem 01.03. führten die Eheleute Paschen die Bürgerstube und sorgten etwa 17 Jahre lang für eine gute Bewirtung der Hausgäste. Helmut Niebes übernahm ganz offiziell die Funktion als technischer Hauswart und Terminkoordinator und sorgte von nun an für viele Jahre für das tadellose Erscheinungsbild des Hauses.

Mit den Don Kosaken, Konrad Beikircher, Brings und Köbes Underground gab es Veranstaltungen, die neben den regelmäßigen Nutzern (z. B. „Festkomitee Worringer Karneval“, Theatergruppe „Dramatische Vereinigung“) dafür sorgten, dass das Haus voll wurde und seiner ursprünglich zugedachten Funktion auch entsprach.
Über die Jahre hinweg haben sich immer wieder viele andere Vorstandsmitglieder und weitere verantwortungsvolle Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen gefunden, die ihre Fähigkeiten und ihre Zeit in die Verwaltung des Hauses einbrachten. Wir können sie nicht alle nennen.


Entscheidende Sanierungsmaßnahmen des aktuellen Vorstands
Der aktuelle Vorstand hat überwiegend bereits 2015 die Führung des Hauses übernommen und setzt sich zusammen aus dem 1.


v.li.: Matthias Klehr, Claudia Büchel, Thomas Büchel, Ralf Lünsmann

Vorsitzenden Ralf Lünsmann, 2. Vorsitzenden und Geschäftsführer Heinz Pesch, der Kassiererin Claudia Büchel, dem Schriftführer Matthias Klehr, dem 2. Geschäftsführer und Koordinator Karl-Heinz Wendling und den Beisitzern Jürgen Kircher, Lutz Michel und Marcus Engel. Selbstverständlich sind auch sie alle ehrenamtlich tätig.
Unterstützt werden sie bei ihrer Arbeit von insgesamt 6 Teilzeitkräften mit den verschiedensten Aufgabengebieten und von Teams, die sich, die Notwendigkeiten erkennend, gebildet haben – wie das Bestuhlungsteam und der Arbeitskreis Bühne / Saal.

Die Verschleißerscheinungen des inzwischen in die Jahre gekommenen Vereinshauses wurden immer deutlicher, sodass der aktuelle Vorstand entscheidende Sanierungsmaßnahmen in Angriff genommen hat:
2016 - Neugestaltung der Gaststätte und Heizungssanierung. Im gleichen Jahr wurde das Haus insgesamt noch 867 mal gebucht, davon 431 mal der große Saal. 2017/2018 erfolgte die lang ersehnte Erneuerung des Hallenbodens. All diese Maßnahmen, von der Planung bis zur endgültigen Umsetzung wurden dem Vorstand des Trägervereins überlassen und im Wesentlichen von Herrn Heinz Pesch erfolgreich umgesetzt.

Quo Vadis Vereinshaus
Die Anforderungen an die ordnungsgemäße Verwaltung und Führung des Hauses nehmen immer mehr zu. Baurecht, Brandschutz und damit die Nutzungsmöglichkeiten des Hauses, Datenschutz, Personalverwaltung, Steuerrecht und Buchführung u.v.m. Von den pandemiebedingten Umständen nicht zu schweigen. Bedeutende Sanierungen stehen noch an, wie z. B. die Erneuerung des kompletten Hallendachs mit Innendecken und Beleuchtungskörper. All diese Aufgaben sind zu bewältigen, wenn wir es -wie bisher- gemeinsam anpacken!
„Wer Interesse an der Gestaltung des Vereinshauses hat, kann sich gerne im Rahmen zukünftiger Vorstandsarbeit einbringen – frisches Blut tut immer gut!“, so Ralf Lünsmann.


WorringenPur.de/21.12.2022
Bericht & Fotos: Heike Matschkowski
Redaktion & digit. Bearbeitung: Matschkowski