Japan 2017 – Kansai und Tokio – Teil 3
Kyoto: Tag 3 – Fushimi Inari-taisha und Kyomizu-dera Tempel
Fotos zum Vergrößern!

Nach einer weiteren Nacht schälen wir uns von den Futons. Langsam nervt die hohe Luftfeuchtigkeit in dem Häuschen. Aus einigen Ecken in den Schlafzimmern zieht es und die Bettwäsche ist durchgehend etwas klamm. Das Aufstehen fällt uns dadurch ein wenig leichter. Ich gönne mir an diesem Morgen mit erneut absolut herrlichem Wetter ein kurzes Bad in der Minaturwanne und verspeise noch die Reste vom Abendessen, während ich auf die anderen warte. Heute haben wir wieder einiges vor. Letztendlich verlassen wir das Haus zur späten Mittagsstunde.

Wie immer besorgen wir uns unser Frühstück, nun vielmehr unser Mittagessen beim 7 Eleven unseres Vertrauens. Erneut fällt uns dabei auf, 7 Elevendass in Japan mit Plastik und Kunststoffen nahezu leichtsinnig um sich geworfen wird. Fünf Artikel werden in fünf einzelne Plastiktüten gepackt, diese auf zwei größere Tüten verteilt und diese beiden Tüten dann in einer großen Plastiktüte verstaut. Eine Kekspackung gleicht einer schlechten Babuschka: ein Karton mit zwei Plastikpackungen, darin jeweils zwei eingeschweißte Rollen, darin jeweils fünf Päckchen in denen je zwei Kekse eingeschweißt sind. Fast genauso schlimm wie die Menge an Plastik durch ein einzelnes Produkt ist aber noch der Umstand, dass sich bei ALL DEM PLASTIK kaum ein Mülleimer zur Entsorgung finden lässt. Meistens vor oder in den Konbini Markets, notdürftig dann auf der öffentlichen Toilette, nicht selten am Ende des Tages im Mülleimer der Unterkunft. Traurig dabei ist, dass während wir unseren Müll teilweise von morgens bis abends mit uns herumschleppen, andere Touries ihren scheinbar einfach zurück lassen. Und das, obwohl die Stadt bei alle dem bemerkenswert sauber ist.

Wir decken uns also wieder mit Proviant ein und ziehen los ein gemütliches Plätzchen zum Mittagessen zu suchen. Nur 5 Gehminuten weiter

Fushimi Inari taisha Eingang

Fushimi Inari taisha Gehaiden

die Straße runter stehen wir vor dem Eingang zum Fushimi Inari-taisha. Unserem ersten Ausflugsziel an diesem Tag. Der Weg durch die großen, roten Tore (Torii) vor dem eigentlichen Schrein zweigt an einer Stelle in eine kleine Straße ab.Dort lassen wir uns auf einer Bank nieder. Nach dem kurzen Mittagessen setzen wir unseren Weg fort. Wir sehen uns in aller Ruhe um und lassen die rot-weißen, traditionellen Gebäude auf uns wirken, nur um festzustellen, dass das erste Gebäude auch ein übergroßes und imposantes Torii darstellt. Es ist recht voll und wir entdecken eine kleine Meile mit Souvenirs, Glücksbringern und Speisen, eher Süßigkeiten, die traditionell nahe der Schreine verspeist werden, ursprünglich auch den Kami dargeboten wurden. Diese wollen wir uns später noch anschauen.

Der Fushimi Inari-taisha ist der Shinto Gottheit (Kami) Inari gewidmet. Inari wird als Gott, oft aber auch als Göttin dargestellt. Er ist der Gott der

Fushimi Inari taisha Fuchs mit Schluessel

Fushimi Inari taisha Fuchs mit Schriftrolle

Fruchtbarkeit, des Reises und der Füchse. Die in der Mythologie schneeweißen Füchse (Kitsune) dienen Inari als Boten und Wächter. Die Torii sieht man vor allem vermehrt im Zusammenhang mit Inari-Schreinen. Füchse werden oftmals auch als Erscheinungsform der Göttin Inari gedeutet und gelten deshalb vielerorts als heilig. Um die Gottheit und ihre Boten gütig zu stimmen werden ihnen in den Schreinen oftmals Reis, Sake oder andere Nahrungsmittel als Opfer dargeboten.

Relativ schnell passieren wir das Haupthaus. Gegen ein 5 Yen Stück, das man hinter einen Zaun fallen lässt (oder in eine Box), darf man in traditioneller Reihenfolge (die wir uns vorher natürlich eingeprägt haben) um die Erfüllung eines Wunsches bitten. Natürlich kann man sich auch Fushimi Inari taisha Hondenallerhand Glücksbringer für unterschiedlichste Zwecke kaufen. Sie gelten allerdings immer nur für ein Jahr, danach verlieren sie im traditionellen Sinne ihre Wirkung. Befolgt man die Richtlinien für das rituelle Beten innerhalb eines Shinto-Schreines, so beginnen diese schon mit dem Betreten durch das große Eingangstor/Torii. Dieses darf nicht mittig durchschritten werden, denn dieser Pfad ist den Göttern vorbehalten. Man hält sich beim Durchschreiten der Schreine also eher rechts oder links. Traditionell wird vor dem Durchschreiten etwaige Kopfabdeckung abgenommen und man verbeugt sich einmal. Damit betritt man dann im shintoistischen Glauben beim Durchschreiten des Tores die Welt der Geister und verlässt die Welt der Sterblichen. An einigen Stellen gibt es noch eine Waschstelle. Dort wäscht man sich mit Hilfe der Kelle zunächst die linke Hand, dann die Rechte. In die linke Hand füllt man dann Wasser und wäscht sich damit den Mund. Die linke Hand wird dann erneut gewaschen, zum Schluss die Kelle. Auf keinen Fall sollte man mit den Lippen die Kelle berühren (oder gar daraus trinken) oder auf die grandiose Idee und Unart kommen diese in den Brunnen zu werfen. Wir haben auf diesen Schritt verzichtet.
Das Gebet hat auch eine rituelle Abfolge. Zunächst wirft man ein 5 Yen Stück in eine Box. Danach läutet man die an der Gebetsstelle befindliche Glock zwei- oder dreimal, um die Aufmerksamkeit der Gottheit zu erregen. Es wird sich zweimal andächtig verbeugt, danach zweimal in die Hände geklatscht. Im Stillen trägt man dann seinen Wunsch vor und verbeugt sich zum Abschluss noch einmal, diesmal tiefer.

Da ich ein riesiger Fan des Kami Inari bin (weil Füchse), konnte ich es mir nicht nehmen lassen den rituellen Gebetsablauf in diesem Schrein zu durchlaufen. Eindrucksvoll sind vor allem auch die Wächterfiguren, die an wichtigen Zugängen und Wegen des Schreines stehen. Diese sind in diesem Falle natürlich zwei Füchse, einer zur Rechten, einer zur Linken. Sie tragen meist rote Halstücher und jeweils eine Schriftrolle oder einen Schlüssel im Maul. Auf dem Gelände präsentieren sich viele Frauen im Yukata mit denen einige Touries oft und gerne Bilder vor der hinreißenden Kulisse machen.
Fushimi Inari taisha große ToriiHinter dem Hauptgebäude führen einige steile Treppenaufstiege hoch zu der Attraktion, für die der Fushimi Inari-taisha neben seiner herausragenden Schönheit vor allem bekannt ist. Shinto-Tore oder Torii, über tausend davon, die von Familien und Unternehmen mit der Zeit gespendet wurden und nun einen roten Tunnel bildet, bis hoch zum Heiligtum des Schreins, einem Friedhof und einem Spiegel führt. Eine weitere Besonderheit ist, dass das Heiligtum im Gegensatz zu vielen anderen Schreinen betreten und besichtigt werden darf. Bevor wir den Aufstieg wagen, entdecken wir einen kleinen Stand, der Yukata verleiht und verkauft. In dieser Atmosphäre lassen wir uns dazu hinreißen jeweils einen, der uns anspricht anzuprobieren. Yukata können sowohl von Frauen, als auch von Männern getragen werden. Ein Obi, ein überbreiter Stoffgürtel, hält die Mäntel zusammen. Wir lassen uns von einer netten Dame professionell einschnüren (ich weiß schon jetzt, dass ich den alleine nie wieder anziehen werde können) und beschließen nach einigem Hin und Her unsere Exemplare auch zu kaufen. Das entspricht sowieso meiner To-Do Liste für diesen Urlaub. Yukata tragen: Check. Yukata kaufen: Check. Mit nur 2300 Yen (knapp 17,0 0€) empfinde ich meinen sogar als äußerst günstig. Dem blöden Klischee entsprechend machen wir einige Fotos und treten dann den überfüllten Aufstieg durch den Torii-Tunnel an.

Fushimi Inari taisha kleine Torii

Fushimi Inari taisha ema

Auf der Rückseite der Tore stehen die Namen der Spender geschrieben. Wir brauchen bis zum ersten Plateau knapp 20 Minuten, nicht zuletzt, weil es wirklich brechend voll ist. Dort angekommen können wir für 500 Yen pro Stück Ema kaufen. Das sind kleine Holzbrettchen, die dem Schrein angepasst sind. Darauf kann man einen Wunsch oder eine Danksagung nieder schreiben. Man nimmt sie dann mit nach Hause oder hängt sie an die dafür vorgesehene Wand am Schrein. Wenn die Wände voll sind oder ein bestimmtes Datum erreicht wird, werden die Tafeln abgenommen und verbrannt, damit die Wünsche die Götter erreichen und in Erfüllung gehen können. Die Sprache ist dabei egal, da die Götter in diesem Glauben alle Sprachen der Welt verstehen. Wir kaufen für zwei unserer Freunde daheim ein Ema in Fuchskopfform. Wie viele andere auch bemalen wir die Vorderseite und versehen die Rückseite mit einem Wunsch für die beiden. Wir müssen leider feststellen, dass wir uns bereits vier Stunden im Schrein aufhalten und uns die Zeit davonläuft. Deshalb verzichten wir auf den weiteren Aufstieg, hängen das Täfelchen an die Wand, damit es zum jährlichen Termin der Verbrennung der Tafeln Ende des Monats unseren Wunsch gen Himmel tragen möge und treten den Abstieg an.

Fushimi Inari taisha Hauptweg

Fushimi Inari taisha Gehaiden bei Sonnenuntergang

Fushimi Inari taisha Sonnenuntergang


Die tief stehende Nachmittagssonne taucht den Tempel in ein atemberaubend schönes Licht. Wir genießen den Anblick kurz und entledigen uns dann der Bequemlichkeit halber unserer Yukata. Auf der kleinen Einkaufsmeile stöbern wir durch die Shops, decken uns mit Mitbringsel, Glücksbringer und Leckereien ein. Traditionell erhält man Fushimi Inari taisha Taiyakiauf diesen Meilen “Fingerfood” wie Takoyaki (Oktopusbällchen), Yakitori-Spieße und Taiyaki-Fische (einer Art Waffelgebäck in Fischform, gefüllt mit süßer Custard oder Bohnenpaste) ein. Der Taiyaki-Fisch mit der süßen Custard, die ein wenig wie Vanillecremefüllung schmeckt hat es mir besonders angetan.

Da es schon sehr spät ist, beeilen wir uns zu unserem Ferienhaus um die Ecke zurück zu gehen, die Einkäufe dort abzulegen und begeben uns zur Bahnstation. Wir fahren innerhalb weniger Minuten in den Osten Kyotos, in den Bezirk Higashiyama und treten den Fußweg durch die steilen und urig wirkenden Einkaufsstraßen an, die zum Kiyomizu-dera, genau genommen, dem Otowasan Kiyomizu-dera Tempel führen. Dieser buddhistische Tempel gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist berühmt für seinen hinreißenden Panoramablick über Kyoto. Ein Teil des Haupthauses und die große Terrasse wurden auf einem hohen, hölzernen Balkon an einem Steilhang des Berges errichtet. Vor allem im Herbst ist der Tempel ein absoluter Hingucker, wenn er sich aus dem bunten Blättermeer

Kyomizu dera Aufstieg

Kyomizu dera Außenansicht

des umliegenden Waldes erhebt.
Viele der Buden und Shops schließen bereits, als wir daran vorüber gehen. Wir werden skeptisch und müssen zu unserer Enttäuschung feststellen, dass wir uns anhand eines Plakates, das wir Tage zuvor in Kyoto gesehen hatten im Datum geirrt hatten. Ursprünglich wollten wir zu einem Lichterfest des Tempels gehen, das bis 22:00 Uhr gehen sollte. So stehen wir aber nun um 18:00 Uhr vor dem abgesperrten Gelände des Tempels und können nur den vorderen Teil, das große Torii im Dunkeln kurz begutachten, bevor sie auch dort das Licht ausschalten. Ich bin darüber extrem enttäuscht, da der Kyomizu-dera eines meiner persönlichen Highlights der Reise gewesen war (neben der ins Wasser gefallenen Bootsfahrt).

Recht gefrustet beginnen wir den Abstieg. Wirklich shoppen können wir auch nicht mehr, denn die Läden sind nun so gut wie alle geschlossen. Ich halte mich krampfhaft davon ab mit dem Frustkaufen anzufangen, weil ich weiß, dass ich es im Nachhinein bereuen würde. Auf halber Strecke kommen wir an einem mobilen Ständchen vorbei, das eine ältere Dame betreibt. Sie verkauft Schirme und hat die Hälfte schon eingepackt. Es nieselt und ich überlege einen der günstigen 600 Yen Schirme zu kaufen, denn ich habe mir keinen von zuhause mitgenommen. Ich verwerfe die Idee gerade wieder, als mir ein lilafarbener Schirm ins Auge fällt. Lila ist meine Lieblingsfarbe und wenn ich sie schon nicht in Kleidungsformat tragen kann, dann schmiere ich sie mir in die Haare oder horte Gegenstände in der Farbe. Ich bin wieder versucht. Ich überlege lange hin und her (so lange, dass die anderen langsam genervt davon sind), stelle fest, dass der Schirm ein Knirps ist und zumindest eine Aufspannautomatik via Knopfdruck besitzt. Spricht für den Schirm. Er kostet allerdings stolze 1800 Yen (umgerechnet 14,00 €) und will mich gerade abwenden, als die Dame mir versucht etwas mitzuteilen. Sie nimmt eine kleine Gießkanne und gießt Wasser über den aufgespannten Schirm. Ich denke mir "Ja, ich weiß, dass der Schirm wasserdicht ist.", dann allerdings wird mir die Besonderheit und der Grund für den Preisunterschied im wahrsten Sinne des Wortes ersichtlich. Das Wasser lässt auf dem Stoff des Schirms dunkle Flecken auftauchen, die im Gesamtbild Kirschblüten und Kirschblütenblätter darstellen. Hätte ich das mal vorher gewusst (dann hätten wir uns 10 Minuten Grübelei sparen können)! Muss ich haben! Ich kaufe also einen lila Schirm und bin darüber so glücklich, dass die Enttäuschung über die ausgefallene Tempelbesichtigung fast vergessen ist.
Abendessen
Auf dem Rückweg schlendern wir noch ein Stück durch Kyoto, kehren in einen Family Mart ein und besorgen uns neuen Süßkram zum Testen und unser Abendessen. Im Laden lachen wir uns eine ganze Weile über eine Wanze kaputt (die Viecher sind irgendwie überall), die ziemlich tot neben dem Eingangsbereich an einem Spinnenfaden in der Luft abhängt. Irgendwann trudeln wir dann auch wieder in unserer Hütte ein, packen schon einmal den Großteil unserer Sachen und gehen zum Abschluss vor dem Schlafen noch einmal eine Runde um den Block spazieren. Am nächsten Tag soll es dann nach Osaka gehen!


Der nächste Bericht umfasst Anreise und Tag 1 in Osaka, sowie Tag 2 in Osaka: Kaiyukan Aquarium & Tempozan Market Place/Harbor Village.

WorringenPur.de/29.06.2020
Bericht & Fotos: Sarah Matschkowski
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski