Heiße Diskussionen bei der Bürgeranhörung zur Bebauung des Krebelspfads
Fotos zum Vergrößern!

Köln-Worringen
In der vergangenen Woche sorgte der Informationsabend zum Bebauungsplanentwurf am Krebelspfad für viel Aufregung. Die Anhörung wurde auf Initiative des örtlichen CDU-Ortsverband in Zusammenarbeit mit der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Köln organisiert und sollte den Bürgern Gelegenheit geben, sich ausreichend zu informieren und eventuelle Bedenken vorzutragen. Viele Worringer folgten dem Aufruf und machten ihrem Unmut über den ihrer Meinung nach nicht ausgereiften Plan Luft.

Karl-Jürgen Klipper
Der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses, Herr Karl Jürgen Klipper erklärte gemeinsam mit Herrn Flucht (Stadtverwaltung) den vorliegenden Entwurf im Detail. Schon während des Vortrags wurden die Herren mehrfach von den besorgten Bürgern unterbrochen, die ihre Fragen kaum zurückhalten konnten. Herr Klipper bemühte sich auf alle Fragen einzugehen und auch in hitzigen Diskussionsmomenten die Ruhe zu bewahren. „Eine Studie der Stadt Köln hat ergeben, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum für junge Leute gibt“, so Herr Klipper. Die Wohnreserven im Süden am Sürther Feld, Zündorf Süd, Nippes etc. reichen gerade mal für die nächsten 3 – 5 Jahre, sodass der Bebauungsplan-Entwurf am Krebelspfad den erforderlichen  Wohnraum schaffen wird.

Einige der Anwesenden bezweifelten jedoch, dass 800 Neubürger sich für Wohnraum in Worringen interessieren, wo doch schon jetzt beispielsweise die Baywoge Probleme hat ihre Wohnungen vermieten zu können. Die Zeiten in denen man wegen gut bezahlter Jobs in die Nähe der Bayer AG oder früher EC Wohnungen in Worringen bezog, sind schon lange vorbei. Große Firmen sind nicht mehr der Garant für hohen Lebensstandard, wenn sicher geglaubte Arbeitsstellen Jahr für Jahr drastisch reduziert werden und Mieten oder Eigenheime letztlich nicht mehr bezahlt werden können. Man befürchtet, dass leer stehende Häuser oder Wohnungen durch sozial schwache Mieter letztlich notdürftig „gefüllt“ werden, um später keinen großen Verlust einzufahren. Dieser Vorgehensweise könne sowohl ein Privatinvestor als auch die Stadt Köln nachgehen, bevor die Kassen leer sind. Soziale Brennpunkte und Kriminalität seien vorprogrammiert.

Laut Herrn Flucht empfiehlt das Landeskriminalamt die Zufahrt zu den drei Wohngebieten (Clustern) jeweils über nur eine Zufahrtstraße, das jedoch birgt die Gefahr einer Isolierung vom restlichen Worringen, so die CDU. Außerdem wurde kritisiert, dass ein weiterer 3 – 4 zügiger Kindergarten inmitten dieser Wohnanlage geplant ist, ohne die Integrierung in die schon vorhandenen Kindergärten zu überlegen, deren Existenz ohnehin schon bedroht ist.

Desweiteren ist derzeit keine Verbreiterung der Alte Straße geplant, die schon jetzt als eine der Hauptstraßen gilt und sehr eng befahrbar ist. Die geplanten 800 Bürger werden mit Sicherheit das Verkehrsaufkommen besonders an der Alte Straße erhöhen; ein Ausbau ist unbedingt erforderlich, aber derzeit nicht vorgesehen!

Als großes Ärgernis empfindet man die Einschränkungen bzgl. der Waldwege, die, im Falle einer Bebauung wie jetzt vorgesehen, so bepflanzt werden sollen, dass die Wege zum Bruch begrenzt sind. Damit soll der Bruch vor den Bürgern “geschützt” werden.

Weitere Kritik wurde über die Entwässerung über Mischwasserkanäle laut, dieses System funktioniert, wie man in der Vergangenheit feststellen konnte, schon jetzt nicht perfekt in Worringen und soll trotzdem auch in dem geplanten Neubaugebiet eingesetzt werden.

Nach den detaillierten Ausführungen durch Herrn Klipper führte Thomas Kleinschnittger (CDU Worringen) weitere Probleme an. In seinem sehr emotionalen Vortrag hob er anschaulich die Nachteile bei dem derzeitigen Bebaungsplanentwurf hervor, die nur durch entsprechende Abänderungen abzuwenden seien.

Bemerkenswert fand er vor allem, dass mit keinem Wort erwähnt wurde, dass wenige Tage zuvor eine Begehung im Bruch stattfand, die die Planung für das Retentionsbecken 2 (großes Auffangbecken mit riesigen Wasserschutzwänden) weiter vorantreiben soll. Sollte dieses Thomas KleinschnittgerProblem auch auf Worringen zukommen, werden wir bald eingekesselt sein von Lärmschutz- und Wasserschutzwänden, so Kleinschnittger – eine schöne Aussicht wird Worringen dann bald nicht mehr bieten können.

Die Worringer CDU hat schon vor längerem einen Alternativplan von einem anderen Architekten erarbeiten lassen und diesen der Bevölkerung und der Stadt Köln vorgestellt. Dabei wurden bisher  320 Unterschriften gegen die geplante derzeitige Bebauung gesammelt und eingereicht, um die Parteien im Rat auf die Belange der Worringer Bürger aufmerksam zu machen. Die Entscheidung für die entgültige Bebaungsart ist jedoch  noch nicht getroffen. Die CDU setzt sich u. a. für eine reduzierte Bebauung zur St. Tönnisstraße hin ein, damit der 3 m hohe unansehnliche Lärmschutzwall entfallen kann. Außerdem hat die CDU eine Bauart in Form des Bergerhofs vorgeschlagen, um ein für alle harmonisches Wohnbild zu schaffen.

Herr Klipper versprach am Ende die wesentlichen Bedenken der Bürger bezüglich des derzeitigen Entwurfs bei der nächsten Sitzung  zu berücksichtigen und den Fraktionen vorzutragen. Allerdings gab er auch zu bedenken, dass die Entscheidung über die Genehmigung des derzeitigen Planes vor allem von den derzeitig rot-grün kooperierenden Parteien abhängt. Die Partei der Grünen hat sich erst kürzlich zu einer Zusammenarbeit mit der SPD entschlossen, sodass es schwer wird den derzeitigen Bebauungsentwurf noch abzuändern.. Am 15. Dezember wird im Stadtrat die dazu weiterführende Entscheidung getroffen, vorausgesetzt das Thema landet als Tagesordnungspunkt auf der Liste.

In Kürze werden wir also hoffentlich erfahren, was genau die Stadt mit dem 12 ha großen Gelände plant, und wie viele der etwa 150 Einfamilienhäuser (gemischt als Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser) sowie etwa 150 Mietwohnungen realisiert werden. Die CDU fordert in Anbetracht der nach ihrer Meinung nicht ausgereiften Planung einen neuen Planentwurf, der die Belange der Worringer Bevölkerung mehr mit einbezieht und nicht über deren Köpfe hinweg entscheidet. Letztlich bleibt die Tatsache, dass der derzeit vorliegende Entwurf und die damit verbundenen Probleme nach fast 10 Jahren allen Parteien bekannt sein müßte. Der Entwurf, der auf das neun Jahre alte Ergebnis eines Architektenwettbewerbs aufgebaut wurde, ist trotz “Schwarzer-Peter-Schieberei” somit auch das Resulat einer mehr oder weniger guten Zusammenarbeit aller Parteien - und wird hoffentlich bald im Sinne von uns Worringern ”wie das eigene Kind” behandelt. (hm)


WorringenPur.de/12.12.2005
Foto Bebauungsplanentwurf mit freundlicher Unterstützung
des Stadtentwicklungsausschusses