Der „Wirsingkönig“ dankt ab!
Nach 140 Jahren: Hotel/Restaurant Matheisen schließt die Pforten

Im Juni dieses Jahres schließt das Hotel-Restaurant Matheisen und damit endet eine traditionsreiche Geschichte, mit der viele Worringer persönliche Erlebnisse und Familienereignisse verbinden. Seit über 140 Jahren befindet sich in den Mauern des Haues In der Lohn eine Schankwirtschaft, die Ute Jansen und Lutz Meurer 1997 in der vierten Generation übernommen haben. Zeit, einen Blick zurückzuwerfen.

Familiengeschichte
Seit dem 28.05.1928 befindet sich die Gaststätte in Familienbesitz. Die Urgroßeltern von Lutz, Katharina und Josef Matheisen aus Gohr, übernahmen das Anwesen, das Katharina nach dem frühen Tod ihres Mannes alleine weiterführte. Die Tochter Elisabeth heiratete 1931 den

Worringer Musiklehrer Josef Meurer und führte die Tradition fort. Leider verstarb auch Josef Meurer sehr früh, sodass sein Sohn Norbert (Bäthes) gemeinsam mit seiner Frau Christine (Sting) 1963 die Führung des Lokals übernehmen musste. 1967 kam dann Sohn Lutz zur Welt. Lutz verbrachte schon seine Kindheit neben der Gaststätte, sein Kinderzimmer war nur durch einen Flur vom Schankraum getrennt. An diese Zeit hat er vor allem schöne Erinnerungen, als verstörend empfand er allerdings die Karnevalstage, insbesondere den „Möhneball“, der im Hotel Matheisen eine lange Tradition hat. Schon früh war er sicher, die Familientradition fortführen zu wollen. „Ich kannte ja nichts anderes“, so Lutz im Gespräch mit WorringenPur. „Der Vater war aber der Meinung, dass ich von der Mutter „wegmuss“ und erstmal eine Ausbildung machen soll“. Tatsächlich war es für ihn aber besonders wichtig, seine eigenen Erfahrungen unabhängig vom Vater zu machen.

Die 4. Generation
Zunächst lernte Lutz den Beruf des Metzgers bei Struzina und machte danach noch eine Ausbildung zum Koch im Waldhaus Wilhelm in Maikammer. Diese Ausbildungen gaben ihm die Möglichkeit, seinem Vatergegenüber eigene Vorstellungen durchzusetzen und vor allem die Küche mit neuen Ideen und frischen Zutaten auf ein neues Niveau zu heben. Ende der 80er Jahre trat dann eine Aushilfe namens Ute Jansen in das Leben von Lutz Meurer. Sie hatte nicht nur Spaß an der Arbeit hinter der Theke, sondern auch ein Auge auf den Wirt geworden. Bei Lutz dauerte es ein bisschen bis er merkte, dass Ute die Frau seines Lebens werden sollte. Am 11.11.1991 heirateten die beiden und 1992 vervollständigte die Geburt von Tochter Julia die Familie. Inzwischen sind Lutz und Ute zweifache Großeltern. Ute hat eine Ausbildung zur Köchin gemacht und unterstützt ihren Mann nicht nur in der Küche, sondern hat sich auch mit den Anforderungen der Führung eines Hotels vertraut gemacht und übernimmt administrative Aufgaben. Gemeinsam haben sie alle Herausforderungen gemeistert und können auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken. Das Hotel beherbergte über die Jahrzehnte Gäste aus aller Welt und die gute Küche ist über Worringen hinaus bekannt. Vor 15 Jahren erhielt das Restaurant den Namen „Der Wirsingkönig“, benannt nach dem Lieblingsessen der Gäste.

Highlights
Viele Veranstaltungen der Gaststätte werden schmerzlich vermisst werden. Hervorzuheben sind sicher die Karnevalstage, die mit ihrem großen

Zuspruch dem Thekenteam alles abverlangten. Weitere Highlights waren die monatlichen Comedy-Veranstaltungen, Konzerte mit Gerd Köster, Frank Hocker und Helmut Krumminga, June 79, Bedlams, De Familisch, Ringdöchter und anderen, die Mitsingabende, die „Worringer Weihnacht“ und Anekdötchenabende mit dem Heimatarchiv. Kultstatus hatten die Karnevalssitzungen, bei denen man auch den Wirt regelmäßig auf der Bühne erleben konnte. Es werden aber vor allem die persönlichen Familienereignisse, die im Hotel Matheisen gefeiert wurden, in Erinnerung bleiben. Hochzeiten, Geburtstage, Kommunionen, Beerdigungen konnten hier im entsprechenden Ambiente und mit gutem Essen gefeiert werden.

Ausblick
Am 14. Juni 2024 endet die Geschichte des Hotel-Restaurant Matheisen. Ute und Lutz blicken zufrieden, aber ohne Wehmut auf die Jahre zurück. „Alles hat seine Zeit“, sagt Lutz. „Wir haben noch einiges vor. Viele Hobbys sind zu kurz gekommen“. Zunächst möchten die beiden Zeit mit den Enkelkindern verbringen, reisen, golfen und angeln. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Lutz seine Erfahrungen und sein Können in einer anderen Küche einbringen wird. Und vielleicht wird er seine liebsten Rezepte in einem Kochbuch zusammenfassen. Es gibt also noch viele Pläne. Fest steht nur, dass die Familie in Worringen bleiben wird.

Das Haus wird von zwei Stiftungen übernommen, die ein Wohnprojekt für junge Leute planen. Jugendliche, die in der Ausbildung sind, sollen hier ein Zimmer und eine 24Stunden Betreuung bekommen. Sobald die Planungen abgeschlossen sind wollen die Betreiber die Nachbarschaft einladen und ihr Projekt vorstellen.

Im Juni endet eine traditionsreiche Geschichte. Wir, das Team von WorringenPur und unsere Familien, danken Ute und Lutz und ihrem Team für die vielen schönen Stunden, die wir in eurem Haus verbringen durften und wünschen euch noch viele spannende Abenteuer. Worringen wird das Haus Matheisen und seinen „Wirsingkönig“ vermissen.


WorringenPur.de/22.05.2024
Bericht: Monika Zimmermann
Fotos: Wilfried Zimmermann
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowsk