Historie
Schokoladenriegel statt Tondachziegel -
Plusmarkt wird neuer „Nachbar“ der alten Ziegelei
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Köln-Worringen
Alte Ziegelei 1920 Jetzt ist es amtlich! Die alte Ziegelei an der St. Tönnisstraße bekommt als neuen Nachbarn einen großen Plusmarkt, der anstelle des jetzigen (gegenüber des Vereinshaus stehenden) gebaut wird. Dazu waren umfangreiche Abriss- und Bauarbeiten von Nöten, die voraussichtlich im November abgeschlossen sein werden. Im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens, das bereits 2004 zu einer Baugenehmigung führte, war seitens der Stadt die Erhaltung der alten Ziegelei inmitten des Geländes gefordert worden, weil das alte Gebäude als ein für die Worringer Stadtteilgeschichte  „erhaltungswürdiges Gebäude“ angesehen wird.
Peter Künzler
Geschichte der Alten Ziegelei
1879 gebaut wurde die Dachziegelfabrik von Peter Künzler erworben und seit 1955 als Familiengesellschaft unter der Firma "Peter Künzler KG“ geführt. Die Tochter des Firmengründers heiratete 1948 Heinz Böggering, der als Nachfolger seines Schwiegervaters die Firma fortführte. Anfang 1994 verpachtete die Familie das Unternehmen ihrem langjährigen Mitarbeiter Willi Heun, der sich im Jahre 2003 zur Ruhe setzte. Danach begann für die Familie Böggering die Suche nach einer geeigneten und zeitgemäßen Ausrichtung und Fortführung des Handelsbetriebs auf dem Gelände der alten Ziegelei.

Die Ziegelei wurde seit ihrem Bau mehrfach umgebaut. Die alte Luftaufnahme zeigt den Stand nach dem 2. Weltkrieg: Man sieht links neben dem Gebäude noch die in den 60er Jahren abgerissene Ziegel-Fabrik mit den Brennöfen im vorderen Teil und dem frei stehenden Kamin davor. Im hinteren Teil war bis in die 50er Jahre die eigentliche Produktion

Alte Ziegelei 1940

Alte Ziegelei 1958

mit der Lehmaufbereitung und der Ziegelpresse, in der die Ziegelrohlinge geformt wurden. Alles wurde damals noch über Transmissionsriemen von einem starken E-Motor angetrieben. Den größten Raum in beiden Gebäuden nahmen - außer den Brennöfen - die Trockenräume ein, wo die Ziegelrohlinge - ein jeder davon auf einem flachen Holzrahmen - in hölzerne Trockengestelle geschoben wurden. Das geschah alles noch mit Muskelkraft und kleinen Transportwägelchen, die über eine Verbindungsbrücke zwischen den Gebäuden auch in die Alte Ziegelei gebracht wurden. Das Gebäude, das wir heute noch sehen und erhalten bleibt, war also voll mit solchen Trockengestellen und ist - dementsprechend - stabil gebaut. Mit der Entfernung dieser Trockengestelle ergab sich der später für die Lagerung von Bedachungsmaterialien benötigte Platz. Die eigene Ziegeleiproduktion war nämlich im Laufe der Jahre unwirtschaftlich und wegen der Rauchemissionen inakzeptabel geworden. Sie wurde zugunsten des Handels mit Ziegeln und anderen Bedachungsmaterialien eingestellt. "Alles für das Dach" lautete der Slogan der Fa. Peter Künzler KG.

Alte Ziegelei 1966

Alte Ziegelei 1966

Alte Ziegelei 1966

Alte Ziegelei 1966

Alte Ziegelei 1966


Der etwas höhere Teil des Gebäudes neben dem Kaminstumpf diente ursprünglich als Schacht für einen Lastenaufzug zwischen Keller und Obergeschoss. Nun wurden dort Zwischendecken eingezogen und Räume für einen Heizöltank, einen Heizungsraum und ein kleines Büro im Obergeschoss geschaffen. Auch die Umbauten der Fassade mit den Fenstern im Obergeschoss und den - damals hoch modernen -  Glasbausteinen erfolgten in den 60er Jahren, als das Büro des Bedachungsmaterialien-Handels vom Haus St.-Tönnisstr. 122 in das Gebäude der Alten Ziegelei verlegt wurde.


Aktuelle Umbaumaßnahmen an dem Ziegeleigebäude
Die seitliche Öffnung mit dem großen Schiebetor wird im Zuge der Erhaltung und des Umbaus der Alten Ziegelei demnächst mit einem großen Fenster geschlossen, ebenso wie auch die Öffnung in der Rückseite des Gebäudes, die auf Rampenhöhe als Durchgang in den kürzlich abgerissenen Anbau diente. Die alten Fensterrahmen bleiben jedoch erhalten und sollen neu verglast werden.

Der neue Plusmarkt
Der neue Plusmarkt wird eine  616 m2 große Verkaufsfläche und 212 m2 Lager- und Nebenräume zur Verfügung haben. Geplant sind zwei Zufahrten auf das Gelände, das für ein bequemes Einkaufen künftig 70 statt der bisherigen 22 Stellplätze am alten Plusmarkt-Standort bieten wird.

Wie die Alte Ziegelei letztlich innen weiter ausgestattet bzw. einer neuen Verwendung zugeführt wird, ist noch nicht entschieden und hängt - natürlich - wesentlich davon ab, ob sich Interessenten für die zusätzliche Verkaufsfläche finden. Zunächst wird lediglich das Äußere des Gebäudes renoviert. Alles Weitere entscheidet sich danach, ob und wie sich die Investition in den Innenausbau der Alten Ziegelei rechnet.
Diese und die künftige Nutzung durch den großen Plusmarkt schließt sich damit an eine inzwischen über 50jährige Groß- und Einzelhandelstradition auf dem Grundstück an, so dass dort auch künftig weiter eingekauft und verkauft wird, was die Worringer so am Ort benötigen, auch wenn es z. B. Schokoladenriegel statt Tondachziegel sind.

Wer das Gebäude des jetzigen noch aktuellen Plusmarktgeländes am Vereinshaus später übernehmen wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

WorringenPur bedankt sich bei Fam. Böggering und der Plusmarkt-Leitung für die zur Verfügung gestellten Informationen.

WorringenPur.de/21.08.2006
Bericht: Heike Matschkowski
Archiv-Fotos: privat