In Hohe(itliche)n Lüften
Interview mit Baumpfleger Arno Prädel – dem kommenden Karnevalsprinzen
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Köln-Worringen
Musik und Leidenschaft geben sich oftmals die Hand. Arno Prädel – auf der 11. im 11. Sitzung als kommender Prinz der neuen Karnevalsession vorgestellt – kennt sich mit Querflöten und Trommeln aus und ist leidenschaftlicher Karnevalist. Aber das sind nur einige seiner Hobbies. Bei unserem Interview zeigt sich, dass Arno (geb. 15.03.1969) im Gegensatz zu manchem seiner Vorgänger nicht wortkarg ist– das erspart mir viele Fragen. Arno ist seit frühester Jugend an sehr Natur verbunden. Er erzählt über seine erste einschneidende Erfahrung in einem bekannten Blumengeschäft, die er innerhalb seines Schulpraktikums in Roggendorf gemacht hat. „Ich habe alle Stiefmütterchen als Unkraut untergehackt hat“, erzählt er lachend und ist sich nicht sicher, ob diese „Grenzgänger“ ihm das jemals verzeihen können.

Seine Hobbies haben ihn aber auch zum Beruf gebracht – und wer kann das schon von sich behaupten? Er arbeitet bei der Straßenmeisterei Rhein/Erft als Landschaftsgärtner und Baumpfleger und erstellt Diagnosen über den Krankheitszustand von Bäumen, in deren Höhen er nicht selten klettern muss. In ganz andere Höhen wird er am 2. Januar 2010 klettern, wenn er vom Festkomitee zum neuen Karnevalsprinzen als „Arno I“ proklamiert wird. Durch seine langjährige Karnevalistische Laufbahn und seinen engen Kontakt zu Markus Thönessen, dem jetzigen Noch-Prinzen, weiß er, dass dies neben viel Spaß auch viel Stress bedeutet.

Begleitet wird er dabei von seiner Ehefrau Silke (geb. 26.10.1972) und seinen beiden Jungs. Jonas (11) und Gereon, der am 21. Dezember seinen 5. Geburtstag feiert. „Ich bin Torwart in der D2 der SG Worringen und Mama kassiert bei uns das Geld ein“, erzählt Jonas. „Mit dem Heinz Laufenberg habe ich auch schon Zwiegespräche im Karneval aufgeführt“. Mit seiner Größe 43 wird Jonas sicher bald in die (karnevalistischen) Schuhe seines Vaters schlüpfen können, der schon früh im Kindertanzkorps tanzte. Da klingelt es an der Tür. Silke und Sohn Gereon kommen gerade vom Arzt. Gereon kränkelt ein wenig und setzt sich sofort auf Papas Schoß, den er bis zum Ende des Interviews nicht mehr verlässt. Was er denn für ein Hobby hat, frage ich ihn. „Ich gehe in den Kindergarten, in die Bärengruppe bei Pia und Regina. Jonas und ich sind beide FC Köln-Fans“, antwortet er und strahlt dabei.

„Kommst du aus einem Arbeiterelternhaus?“, frage ich danach Arno. „Ja, das kann man so sagen. Meine Mutter war Schneiderin und mein Vater gelernter Polsterer und Dekorateur; er ging später zur EC. Silkes Vater war Schichtarbeiter und die Mutter Hausfrau. „Was für ein Prinz möchtest du für die Worringer sein?“. „Ich will ein volksnaher Karnevalsprinz sein, den die Worringer bejubeln, weil sie wissen, dass ich wirklich einer von ihnen bin. Wenn man sich dem Worringer Karneval verschreibt, merkt man schnell, dass dies eine sehr familiäre Angelegenheit ist, wo jeder sich kennt, man untereinander verbunden ist. Trotz der verschiedenen Vereine hat man viele Gemeinsamkeiten, die es gilt als Karnevalsprinz für alle zu präsentieren“.

„Was unterscheidet denn den Worringer Karneval vom Kölner?“. „Wir haben kein Dreigestirn, sondern einen Prinzen, diesmal einen sehr jungen Hofnarren (Fabian Dittgen, geb. 1991) und vier Hofdamen statt der Jungfrau. Außerdem ist unser Karneval „echte Handarbeit“ und alles mit eigener Kraft zusammengestellt und ohne irgendwelche externe Finanzspritzen.“

„Wann wurde dir klar, dass du Prinz werden möchtest?“ „Als ich 2004 auf Karnevalsdienstag als Tanzoffizier aufhörte, hatte ich schon den ersten Gedanken dazu. Das Prinzenjahr von Klaus Dittgen hatte mir so gut gefallen, dass ich mir wünschte auch „einmal Prinz zu sein und da Arno Prädel mit Sohn Jonas beim Wandern im Jahr 1999oben auf der Bühne zu stehen.“

Ob denn „Prinz zu werden“ nun die Vollendung seines Glücks sei, frage ich. „Als Karnevalist ja!“.  „Was kostet denn der Spaß?” (auf diese Frage bekomme ich eigentlich nie eine richtige Antwort). „Das, was es uns wert ist!“, kommt es wie aus der Pistole geschossen aus Silke Prädels Mund und Arno ergänzt: „Wenn man sich gut darstellen möchte, ist ein schönes Outfit meiner Meinung nach sehr wichtig. Das macht u. a. auch einen Großteil der Investition aus. Jeder Verein teilt sich das Finanzielle aber anders auf. Wir als Familie mussten dafür 4 Jahre vorplanen.“

„Und wer bekommt diesmal die Orden?“. Alle, die den Worringer Karneval unterstützen, außerdem die Geschäftsleute, die durch ihre Spenden zum Gelingen beitragen und natürlich die Menschen, die uns in dieser Zeit beistehen und denen wir auf diese Weise danken können“, so Arno.

„Schöpft ihr die Kraft für den Karneval schon im Urlaub?“. „Ja, wir fahren gerne in die Berge zum Wandern nach Ramsau bei Berchtesgarden – dort gibt es auch viel Wald.“ „Also, ich hole mir viel Entspannung beim Klavier spielen“, erzählt Silke. „Ja, wenn das nach Ehestress hilft, dann sicher auch in meiner Prinzensession“, lacht Arno und weiter: „Aber mal ehrlich, es gibt für uns als Familie nichts Schöneres, als sonntags lange zu frühstücken, Spazieren oder mit den Kindern zum Schwimmen oder Fußball zu gehen – da erholen wir uns und schöpfen Kraft“.

„Viele glauben, dass Karneval „Besaufen bis zum Umfallen“ bedeutet – was hältst du davon?“. „Ich trinke an allen Terminen keinen Alkohol, sondern tanke vorher ausschließlich reichlich Kraft. Bei jetzt schon über 140 Terminen kann man sich vorstellen, wie das enden würde, wenn man nicht eisern auf Alkoholmassen verzichtet. Das kann ich übrigens auch allen Karnevalsfans ans Herz legen – weniger Alkohol im Karneval zu trinken“, so Arno glaubwürdig.

Familie Prädel – vielen Dank für das nette Gespräch!

Hinweis der Redaktion: Weitere Infos zur kommenden Prinzenfamilie mit Hofstaat in Kürze auf WorringenPur.de!


WorringenPur.de/19.11.2009
Bericht und Fotos: Heike Matschkowski