Interview mit Prinz Reinhard I. und Prinzengattin Ilona
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Köln-Worringen


Ilona und Reinhard Kirschweng verstehen sich bestens, dank “Hausordnung”!

Es ist später Nachmittag, als mir Prinz Reinhard I., amtierender Worringer Karnevalsprinz, die Tür zu seiner glanzvoll geschmückten Hofburg öffnet. Was die bunten Fahnen und das grün-weiß geschmückte Haus schon von außen verkünden, ist wohl wahr – hier wohnt ein echter Prinz -mit bürgerlichem Namen Reinhard Kirschweng. Nachdem wir den überdachten, ebenfalls geschmückten und recht warmen Hof betreten haben, fängt Reinhard schon an zu schwärmen: „Hier treffen wir (Hofstaat) uns immer, bevor wir zu einer Veranstaltung aufbrechen“. Der Glanz in seinen Augen spiegelt echte Freude wieder und diese ergreift auch mich. Im Wohnzimmer empfängt uns seine Frau Ilona (Prinzengattin) und während ich einen Kaffee in die Hand gedrückt bekomme, geht es schon los mit ein paar Fragen, die ich mir für unsere Leser überlegt habe.


WP:
Reinhard, du lebst hier seit 1990. Es gab also auch eine Zeit vor Worringen. Wenn du an deine Vergangenheit oder noch weiter an deine Jugend zurückdenkst, wann und wo hast du das erste Mal den Karneval bewusst erlebt?
PR: Ich war 5 Jahre alt und lebte in Bocklemünd, als dort der Zug ging. Ich sah die bunten Kostüme, dass Süßes geworfen wurde. Die Menschen waren fröhlich und ein strahlender Prinz stand auf seinem Wagen und winkte. Das hat mich sehr beeindruckt.

WP: Die Zahl 11 scheint ja eine besondere Bedeutung für dich zu haben. Auf der 11.im11.-Sitzung wurdest du als zukünftiger Prinz Reinhard I. mit Ilona als Prinzengattin vorgestellt. Aber die 11 hat ja für euch beide auch eine Bedeutung.
PR: Ja, wir haben uns am 11.11. das 1. Mal getroffen, nachdem wir uns in einem Internet Partnerportal anonym gefunden hatten. Das Lustige daran ist, dass wir uns beide dafür nicht selbst angemeldet hatten, sondern Familie und Freunde uns unbedingt mit irgendjemandem verkuppeln wollten.


Standesamtliche Hochzeit 2012: v. li.: Trauzeuge Christian Wagner (24, Sohn von Ilona), Ilona Kirschweng, Reinhard Kirschweng, Trauzeuge Sam Hawk (61, bester Freund aus den USA u. Seelenverwandter von Reinhard)

WP: Darauf möchten wir näher eingehen: Ilona, ihr habt euch also über das Internet kennengelernt und ihr seid verheiratet seit 2012 (WP berichtete über den Polterabend). Gib doch mal den Worringer Frauen einen Tipp, was man denn in das Porträt reinschreiben muss, um einen Prinzen kennenzulernen? Oder anders gefragt, woran hast du im Internet erkannt, dass Reinhard der „Prinz deines Herzens“ werden könnte?
PG Ilona: „Mir hat damals in seiner Personenbeschreibung imponiert, dass er keine „Putzfrau“ oder „Kindermädchen“ sucht. Und wir haben beide einen sehr ähnlichen Humor!”, sagt Ilona lachend.

WP: Ihr habt beide Kinder, die aus euren ersten Ehen stammen. Werden sie den Worringer Karneval mit euch feiern?
PG Ilona: Meine Kinder Sandra und Christian haben schon, soweit es beruflich möglich war, an einigen Feierlichkeiten und Sitzungen hier in Worringen teilgenommen. Da aber beide schon in Kölner Vereinen aktiv sind, können sie leider zu den heißen Tagen nicht hier sein.

WP: Welche Hobbies habt ihr?
PG Ilona: Walken, schwimmen, basteln, Karneval und meinen Mann ärgern! (sie lacht)
PR: Mein größtes Hobby ist noch immer der Karneval und ich koche sehr gerne!


Reinhard Kirschweng 2007 (damals Mitglied der Ehrengarde der Stadt Köln – heute Leutnant der Reserve) mit jetziger Ehegattin Ilona (sie spielt Querflöte und war Mitglied des „Musikzugs Ihrefelder Cheyenne“)

WP: Reinhard, du warst ja auch im Kölner Karneval aktiv. Wann war das und in welchem Verein?
PR: Seit 1980 und bis heute bin ich im Kölner Karneval aktiv. Ich bin in mehreren Kölner Vereinen und natürlich auch in der KG Immerfroh in Worringen. Am 8. Januar überraschten mich meine Kameraden von der Kölner Ehrengarde der Stadt Köln mit 150 Gardisten, die die Bühne des Vereinshauses erstürmten und mir mit verschiedenen Tänzen und Musik eine große Freude bereitet haben. „Hier möchte meinen Freunden von der KGI noch danken, dass sie das überhaupt „zugelassen“ haben“, sagt Reinhard schmunzelnd.

WP: Wie hast du dich in Köln engagiert und welche Erfahrungen bringst du aus dieser Zeit mit?
PR: Den Karneval in Worringen kann man nicht mit dem Kölner vergleichen, da ja beide ganz verschieden gefeiert werden. Der Worringer Karneval ist familiärer. Einen Teil meiner Erfahrungen, die ich in Köln sammelte, kann ich seit 2007 hier einbringen. Ich kümmere mich z. B. jedes Jahr darum, dass der Worringer Prinzenwagen an Karnevalsdienstag nach Ehrenfeld für den Veedelszug vermietet wird. Der Erlös kommt jedem Worringer Karnevalsverein zugute.

WP: Der Ruf über deine Herzlichkeit und Offenheit eilen dir voraus. Kannst du uns auch offen beantworten, was sich in Bezug auf den Worringer Karneval zu früher verändert hat und was sich noch ändern muss?
PR: Geändert hat sich, dass die Worringer Vereine mehr zusammenarbeiten. Tradition und Brauchtum im Worringer Karneval sollten weiter gepflegt werden und können der Jugend auch zukünftig als Vorbild dienen, ohne dabei das gemeinsame, respektvolle Feiern zu vergessen.

WP: Um deinen Beruf wird in der Pressemappe ein Geheimnis gemacht, das wir lüften möchten. Du bist selbstständig als was?
PR: Ich habe Kfz-Mechaniker gelernt. Aber Malen und Anstreichen waren immer ein großes Hobby von mir, das ich schließlich zum Beruf gemacht habe, als ich Lackierer wurde. Mittlerweile habe ich einen Hausmeisterservice, mit dem ich dies alles und anderes Gelerntes verbinden kann.

WP: Wisst ihr, was der Begriff Karneval bedeutet?
PR und PG Ilona: Nein.
WP: Der Begriff "Karneval" stammt von "carne vale", was so viel heißt, wie "Fleisch, lebe wohl!" Nach Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit


Für jeden Spaß zu haben!

bis Ostern, dieser Brauch stammt aus der Kirche. Die Fastenzeit beginnt immer etwa 40 Tage vor Karfreitag. darum wird Karneval auch nicht jedes Jahr am selben Datum gefeiert.

WP: Gehört ihr zu den wenigen, die die Fastenzeit praktizieren?
PR: Wer gerne kocht, isst auch gerne, daher stellt sich für mich diese Frage nicht.
PG Ilona: Ich trinke das ganze Jahr hinweg sowieso kaum Alkohol.


WP: Was habt ihr beiden in dem Moment der Proklamation (2. Januar 2016) empfunden?
PG Ilona: Ich war stolz auf meinen Mann.
PR: Ich empfand Freude, Stolz und eine große Befreiung. Die Anspannung ist auf der Bühne von uns abgefallen. Schließlich hatte ich fast 50 Jahre darauf gewartet Karnevalsprinz zu sein.


WP: Was dürfen die Worringer erwarten?
PG Ilona: Ein strahlendes Prinzenpaar, das sich auf die jecken Worringer freut.
PR: Das und etwa 3 Tonnen Kamelle, Schokolade und Kaustreifen und nicht zu vergessen 3500 Strüssjer (Blumen)!


WP: Kommen wir zu etwas weniger Schönem. Silvester am Kölner Dom war kein Feuerwerk der Freundlichkeit. Habt ihr eine Botschaft für die Worringer?
PR: Angriffe auf Frauen verurteile ich auf das Schärfste, es gibt aber wie wir alle wissen, etliche „Frauenhäuser“ in Deutschland, wo Frauen Schutz vor ihren deutschen Männern suchen. Man sollte also aufpassen, dieses Problem nur bestimmten Ländern zuzuordnen. Mit Blick auf den Karneval sollte dieser den Flüchtlingen als Brauchtum mit all seinen Regeln erklärt werden. Der Hofstaat wird in Kürze die Flüchtlingsfamilien im Worringer Wohnheim besuchen – dazu wurden schon im Vorfeld erklärende Infos vorbereitet.


Immer dabei – auch beim Menschenkicker 2014

WP: Hat die Abnahme der Wagen schon stattgefunden? Welche Themen sind im Rosenmontagszug thematisiert?
PR: Die Taufe der Gesellschaftswagen ist am 30.01.2016 in Rheinkassel. Die Abnahme des Prinzenwagens ist erst am Rosenmontag, kurz vor Beginn des Zuges. Erst an diesem Tag werde ich „meinen Prinzenwagen“ in voller Pracht sehen dürfen – das wird bei der KG Immerfroh so zelebriert. Die Themen des Rosenmontagszugs sollen für die jecken Narren eine Überraschung bleiben.

WP: 15) Was wünscht ihr euch für Rosenmontag außer schönes Wetter?
PR und PG Ilona: Viele freundliche, kostümierte und vor allem friedliche Menschen, die auf den Straßen feiern und sich den Rosenmontagszug anschauen – und viel Spaß an der Session haben!


WorringenPur.de/01.02.2016
Interview & Fotos: Heike Matschkowski
Archiv-Fotos: privat