Den Stadtbezirk erfahren - Etappe 4 (Radtour)
Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner lud ein zur Tour durch den Kölner Norden
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Der Stadtbezirk Köln-Chorweiler ist der zweitgrößte Flächenbezirk der Stadt Köln und bietet im Kölner Norden mit seinen 16 zum Teil sehr kleinen Vororten und mit 6 Naturschutzgebieten viele abwechslungsreiche Einblicke. Es ist der einzige Bezirk, der nicht an die Innenstadt

angrenzt. Bei den Touren geht es an vielen Stellen um das Unbekannte in Chorweiler. Um dies den Bürgern näherzubringen, hatte Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner die Idee, geführte Radtouren zu unternehmen.

Start für die 4. Radtour war um 10.00 Uhr in Pesch. Der Marktleiter des neuen Pescher Baumarktes OBI, Herr Angeller, begrüßte uns und überreichte jedem einen Rucksack mit einer leichten Verpflegung. Sodann stimmte uns Herr Zöllner auf diesen Tag ein. Wer wollte, konnte sein Fahrrad von der anwesenden Polizei auf Verkehrssicherheit prüfen lassen.


Das erste Ziel war die Aussichtsplattform am Escher See. Der Förster, Herr Hund, erläuterte uns, was es hier zu sehen gibt. Rund um Auweiler gibt es 6 große und mehrere kleine Seen oder Laachen. Der Pulheimer Bach versickert hier an der Stadtgrenze in solch einer Laache und speist so das Grundwasser. Die Gegend um die Pulheimer Laache ist ein Naturschutzgebiet mit einer Vogelbeobachtungskanzel.

Danach ging es weiter zum Schloss Arff (erbaut 1750). Hier begrüßte uns Christian Freiherr von Landsberg-Velen, der Sohn des neuen Besitzers. Er zeigte uns bei einem Rundgang das Barockschloss und dessen Umgebung mit den Pferdeboxen und Reithallen. Als Verwalter des Schlosses kümmert er sich um die weitere Nutzung des Areals. Heute wird das Gebäude als Event-Schloss vermietet. Es steht offen für Festlichkeiten, Empfänge, Tagungen usw. Im Juni wird hier ein Film für den Fernsehsender Sat1 gedreht. In der

Vergangenheit fanden hier mehrmals Barockfeste und auch Weihnachtsmärkte statt. Da das Schloss und seine Nebengebäude unter Denkmalschutz stehen und das Gelände "Geschützter Landschaftsbestandteil" ist, ist die Nutzung stark eingeschränkt. Es scheitert schon an der Errichtung eines größeren Parkplatzes. Die Kölner Verwaltung ist weit weg, aber trotzdem zuständig für dieses Kleinod im Kölner Norden am Chorbusch. Herr Zöllner überreichte Herrn von Landsberg ein Bild mit Schloß Arff Motiven des Graffitikünstlers Puya Baghen aus Chorweiler anlässlich dessen Hochzeit vor wenigen Tagen.

Am Randkanal steht seit 3 Jahren eine Biogasanlage. Hier erwarteten uns Herr Preuß und Herr Straube Mitarbeiter der RheinEnergie Köln und führten uns durch die Anlage. 16 Landwirte bauen in einem Radius von 10 km 20.000 Tonnen Mais für diese Anlage an. Das Blockheizkraftwerk (ein gasbetriebener Motor mit Generator) liefert Strom für 3.000 Haushalte und nebenbei gewinnt man noch Fernwärme für 1.000 Haushalte in Dormagen, weshalb der Standort an dieser Stelle gewählt wurde.

Nächste Station war das Naturschutz- und FFH (Flora-Fauna-Habitat)-Gebiet Worringer Bruch. Wir hielten am Senfweg, wo ganz in der Nähe der tiefste Punkt von Köln liegt. Herr Hund erklärte uns die Flora und Fauna. Einige Punkte konnte unser Worringer Land- und Forstwirt Herr

Nesseler mit seiner Frau Birgitta Nesseler-Komp (Mitglied im Rat der Stadt Köln) noch ergänzen. Laut waren die Frösche und Kröten im Wasser zu hören. Etwa Ende Juni verlassen dann so nach und nach die kleinen Kröten und Molche das Wasser. Der Worringer Bruch beherbergt die größte Population von Kammmolchen Nordrhein-Westfalens. Man sieht auch immer eine große Anzahl an Wasservögeln, da hier nach einer längeren Trockenperiode in den 80er Jahren seit einiger Zeit fast immer Wasser steht. Der Wasserverbrauch in Haushalten und Industrie ist seitdem rückläufig und das Grundwasser wieder gestiegen. Auch wurde der in Planung stehende Hochwasserpolder angesprochen. Das Planfeststellungsverfahren steht zurzeit an. Bei einem sog.200-jährigen Hochwasser über 11,80 m Kölner Pegel (KP) würde eine Klappe im Rheindeich bei Worringen geöffnet und das Bruch (ein alter Rheinarm) geflutet. Viele Tiere müssten sich dann auf die Schnelle einen neuen Überlebensraum suchen. Bei 11,90 m KP würde der Rheindeich überlaufen. Das möchte man verhindern oder wenigstens verzögern.

Vorletzte Station war der Rheindeich Wehrt Weg mit Blick auf die revitalisierte Rheinaue mit der vor Jahren ausgebaggerten Hochflutrinne. Frau Dr. Dresen vom Grünflächenamt erklärte den Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet Rheinaue. Der erste Plan aus dem Jahr 2000 wurde in den letzten Jahren neu überarbeitet und mittlerweile von den verschiedenen Gremien verabschiedet. Bestimmte Vögel, die auf der roten Liste stehen, hier aber vorkommen, sollen besonders gefördert werden. Jeder Vogel liebt eine andere Umgebung. Der Flussregenpfeifer brütet im Kies, der Eisvogel in Sandböschungen, der Wiesenpieper lieber in einer Wiese, der Neuntöter in Sträuchern und der Pirol hoch in der Bäumen. Dafür werden

Ackerflächen in Wiesen umgewandelt und Pappelwälder wieder als Auwälder angelegt. Obstwiesen und Hecken ergänzen diesen Bereich. Große Schilfbestände säumen das Ufer bei Langel und dichte Wälder findet man in Merkenich. So findet jeder Vogel seinen idealen Lebensraum.

Da die Rheinauen zwischen Worringen und Merkenich auch sehr stark zur Naherholung der Bevölkerung genutzt werden, muss man hier einige Kompromisse suchen. Die vorhandenen Hinweistafeln werden auf den neuesten Stand gebracht.

Die zukünftigen Wege werden mit Pfählen gekennzeichnet. Zusätzlich werden in den Landschaftsschutzgebieten Hundefreilaufflächen eingerichtet. In Langel wird eine große Liegewiese angelegt. Hunde müssen im Naturschutzgebiet an der Leine bleiben. Ärgerlich sind die Grillevents, bei denen auch noch eine große Menge Müll und Glasscherben zurückbleiben. In Zukunft werden große Geländeteile am Rhein durch Zäune abgegrenzt und mit Rindern oder Pferden besetzt, wodurch die Besucher auf andere Flächen geleitet werden sollen. Das Konzept des Pflegeplans wird langfristig angelegt und aus der Kasse der Ausgleichsmaßnahmen, die bei Baumaßnahmen und Eingriffen in die Natur entstehen, bezahlt.

Danach fuhren wir noch über den Rheindeich zur Fähre Langel. Von hier oben hat man einen herrlichen Ausblick über die Landschaft links wie rechts. Unser Bezirksbürgermeister Herr Zöllner hatte wieder sehr interessante Stellen ausgesucht und für gute Experten gesorgt.


WorringenPur.de/15.06.2016
Bericht & Fotos: Herbert Jansen
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski