Prinzenempfang auf der Igelstation
Helfende & Winterschlafplätze gesucht!

Worringen
Die Patienten der Igelstation Worringen erhielten hohen Besuch. Seine Tollität Prinz Peter V., amtierender Prinz des Worringer Karnevals und sein Hofstaat statteten den Stachelrittern einen Besuch ab. Gleich 10 Personen betreten den kleinen Wintergarten, in dem Angelika, die Betreiberin der Worringer Igelstation ihre Schützlinge pflegt. So viel Besuch auf einmal hatten ihre Igel noch nie! Das Timing ist perfekt, denn mittlerweile sind die frühen Abendstunden angebrochen, in denen die Igel langsam wach und versorgt werden. Angelika und Miriam, die Betreiberin der Igelstube Stommeln, wollen den Anwesenden heute von ihrer Arbeit berichten und warum es wichtig ist, den Igeln zu helfen.


Klimawandel lässt Igel hungern
David, ein Igel aus dem späten Sommer 2024, der wie so ziemlich alle Igel auf der Station mit Unterernährung und Innenparasiten bei Angelika ankam, macht den Anfang. Angelika zeigt den Hungerknick, die Delle im Nacken eines Igels, der eigentlich kugelrund sein sollte. David ist damit stellvertretend für so ziemlich jeden Igel, der auf den Stationen ankommt. Der Klimawandel, so erklärt Angelika den Gästen, sorgt nämlich mit jedem Jahr zunehmend dafür, dass die Igel nicht mehr ausreichend Futter finden. Als reiner Fleischfresser verspeist er hauptsächlich Larven und Bodeninsekten wie Asseln, Käfer und alles was da im Garten krabbelt. Eigentlich. Denn auch der feine englische Rasen und die hoch sterilen Steingärten sorgen immer mehr dafür, dass der Igel kein Futter mehr findet. Hier fühlen sich die Insekten nämlich überhaupt nicht wohl.

„Aber fressen die nicht Regenwürmer und Nacktschnecken?“, fragt jemand. Nein, nur, wenn sie nichts anderes finden. Denn davon werden die stacheligen Tierchen sogar krank. Umso wichtiger ist auch die Aufklärung über naturnahe und igelfreundliche Gärten. Totholzhaufen, Wildblumen- und Staudenbeete können hier bereits viel bewirken. Am besten noch mit einer Schale Futter und Wasser unterstützen, denn Beifüttern muss man Igel mittlerweile rund ums Jahr. Nicht umsonst ist unsere Kindheitsikone im Jahr 2024 Tier des Jahres geworden, leider aber auch zeitgleich auf der roten Liste vom Aussterben bedrohter Tierarten gelandet. Fakt ist: ohne uns schaffen es die Igel nicht. Und es braucht nur ein Bisschen, um zu helfen.

Keine staatliche Unterstützung – Finanzierung nur über Spenden
Igelstationen und private Päppelstellen erhalten für ihre zermürbende Arbeit sehr zum Erstaunen der Anwesenden keine staatliche Unterstützung, sie finanzieren sich ausschließlich über Spenden. Staatliche Unterstützungen erhalten sie nicht. Zwischen all der Aufklärungsarbeit, die Angelika und Miriam leisten, fallen Anekdoten der Gäste über Igelbegegnungen in ihren Leben und dem Alltag. Und oft wird festgestellt, dass man über die Stachelritter von Kind an gänzlich falsch informiert wurde.

185 Igel hat Angelika im Jahr 2024 aufgenommen. Für maximal 7 hat sie zugleich Kapazitäten. Über 400 Igel hatte Miriam, ihre Kapazitätsgrenze sind 22 Plätze. Eigentlich. Denn die beiden gehen immer wieder über ihr Limit. Einen Igel ablehnen zu müssen bedeutet in den meisten Fällen den Tod für ihn. „Wenn man weiß, man könnte dem Tier helfen, aber man hat einfach keinen Platz, um es aufzunehmen, das tut weh“, erklärt Angelika. Und man mag sich nicht vorstellen, wie schlimm die Momente sein müssen, in denen ein Igel nicht gerettet werden kann.

Angelika stellt noch ihre anderen Patienten vor. Mira, der im Winterschlaf von einer Ratte der Vorderfuß angefressen wurde. Die Igeldame trägt ein Söckchen über ihrem schlimm zugerichteten Fuß, der regelmäßig gebadet werden muss. Miriam und Angelika betonen wie wichtig die Arbeit Hand in Hand mit den Tierärzten ihres Vertrauens ist. Denn nicht jeder Tierarzt kennt sich mit der Behandlung von Wildtieren und speziell Igeln aus.

Rasenmähroboter – Tod für viele Igel
Angelika zeigt, wie man einen Igel, auch um ihn zu kontrollieren, richtig anhebt. Dann sind die Anwesenden an der Reihe. Der nächste Patient ist ein dicker, runder Igel mit stolzen fast 1000 g Gewicht, der prächtig durch den Winter gekommen wäre, wenn die Grundstücksbesitzer sich nicht dazu entschlossen hätten zu dieser noch kalten Jahreszeit mit dem Rasentrimmer ihrem Grünzeug aus dem Vorjahr beizukommen. Dort haben viele Igel ihre Überwinterungsschlafplätze. Sie geraten dann gnadenlos unters Messer. Angelika und Miriam fürchten bereits die wärmeren Temperaturen, in denen die Leute wieder ihre Rasenmähroboter losschicken. Viele Igel werden auch 2025 wieder mit schweren, oft tödlichen Verletzungen auf den Stationen landen. Zum Schluss stellt Angelika den Besuchern noch Snoy vor. Einer von vier Albinos, die sie im letzten Jahr auf ihrer Station aufgenommen hat. Er kam stark unterernährt und dehydriert zu ihr und darf schon in der folgenden Woche mit einem gesunden Gewicht in den überwachten Winterschlaf gehen.

Igelstation sucht dringend Helfer/in & Winterschlafplätze
Was braucht es jetzt eigentlich, um den Igeln zu helfen? Igelfreundliche Gärten, Futter- und Wasserstellen rund ums Jahr, Winterschlafplätze. Und Menschen, die bereit sind die Pflegestation zu unterstützen. Hier geht es nicht immer um Spenden, sondern auch um helfende Hände und Plätze für die Auswilderung und Überwinterung. Angelika braucht Platz für Notfälle, die akut behandelt werden müssen. Igel, die sie gesund gepflegt hat, aber noch deutlich an Gewicht zulegen müssen, können an Päppler abgegeben werden, die sie auf Gewicht füttern und dann frei lassen. Dafür braucht es nur einen Kleintierkäfig oder Außengehege. Die Igel werden dann einmal am Tag versorgt, gesäubert und gewogen. Im Winter können Igel, die genug Gewicht haben in einem Außenstall untergebracht werden, weil ihr Winterschlaf oft noch Unterstützung braucht. Die Igel schlafen in der Regel die ganze Zeit in einem Außenstall und haben, wenn sie dann mal wach werden zwischendurch, Futter und Wasser direkt vor der Nase. Im Frühjahr geht es dann bei genug Gewicht in die Freiheit. Angelika unterstützt ihre Päppler und Winterschlafstellen umfangreich und steht jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Igelbücher für Aufklärungsarbeit
Ganz dem Wunsch des Prinzen entsprechend mehr Bücher zum Vorlesen für seine Schulkinder zu haben, wird ihm ein Gutschein überreicht mit dem er Bücher für die Aufklärungsarbeit über die Igel bestellen kann. Denn gerade die Kleinen sind ganz groß im Lernen, wie wir mit unserem Umfeld und der Natur besser umgehen können.


Nachdem der außergewöhnliche karnevalistische Besuch die Station verlassen hat, muss Angelika ihre Karnevalsjacke auch ablegen. Denn der Alltag ist sofort zurück und ihre Patienten wollen gefüttert, gesäubert, gebadet und medizinisch versorgt werden.

Mehr Informationen zur „Igelpflegestation Köln-Worringen“ findest du hier: LINK.
Du möchtest Igel päppeln, hast Platz für einen Wintergast oder möchtest Sachspenden übergeben?
Melde dich gerne unter igelworringen@t-online.de
Für die Pflegestation gibt es außerdem eine Amazon-Wunschliste.


WorringenPur.de/17.02.2025
Bericht & Fotos: Sarah Matschkowski
Redakt. & digitale Bearbeitung: Matschkowski