Retentionsgebiet Köln-Worringen:
Info-Veranstaltung der StEB enttäuscht!
Geplanter Baubeginn 2027 – Fertigstellung 2033

Kölner Norden
Die Stadtentwässerungsbetriebe der Stadt Köln (StEB) hatten nach ihrer ersten Veranstaltung (Übergabe des Planfeststellungsverfahrens am 14. März auf dem Rheindeich) nun zum 8. April zur Infoveranstaltung ins Vereinshaus eingeladen. Diese wurde bereits im Vorfeld auf zwei Stunden begrenzt und nur wer sich auch vorher angemeldet hatte, erhielt Eintritt. Rund 300 Stühle wurden aufgrund der Anmeldungen aufgestellt, aber nicht alle waren besetzt. Hier fiel besonders die Altersstruktur der Anwesenden auf. Vertreter junger Worringer Familien, die sich in den nächsten Jahrzehnten mit diesem Thema eigentlich beschäftigen sollten, waren die Ausnahme. War es Desinteresse oder bereits Lethargie?


Dr. Gattke

Präsentation

Präsentation

Für interessierte Bürger, die sich bereits im Vorfeld über die StEB-Webseite oder Presseberichte (s. auch WorringenPur 18.03.2025 & Archivberichte) informiert hatten, gab es keine wesentlichen Neuigkeiten. Zunächst wiederholte Dr. Christian Gattke (Leiter StEB-Geschäftsbereich Planung und Bau) anhand einer kleinen Präsentation grob das, was bereits im März zur Kenntnis gegeben wurde, stets mit dem Hinweis, dass man sich auf der StEB-Webseite und mit Hilfe der z. T. aktualisierten Info-Tafeln im hinteren Saal des Vereinshaus informieren könne.Leider waren die Bilder und Hinweise der Präsentation aufgrund der Beleuchtung und der zu geringen Größe der

Präsentation

Präsentation

Präsentation

Präsentation

Leinwand nur im vorderen Teil des Saales zu erkennen, was zu etwas Unmut derer führte, die im hinteren Bereich saßen.

Nach der Präsentation konnten Interessenten innerhalb einer vorgegebenen einstündigen Pause die Tafeln betrachten, die Aufschluss darüber gaben, wo der Schutzdeich gebaut wird und in welchem Bereich die B9 erhöht werden soll. An sechs verschiedenen Stationen zu Themenbereichen wie Liegenschaften, Hochwasserschutz, Grundwasser und Altlasten, Verkehrsführung, oder Umwelt und Artenschutz konnte man sich im Gespräch mit den StEB-Mitarbeitern informieren oder Fragen stellen. Aufgrund der Teilnehmerzahl und der entsprechenden Geräuschkulisse blieben diese Fragen und Antworten aber nur einer Minderheit im direkten Umfeld der Info-Tafeln vorbehalten.

Info-Tafel

Info-Tafel

Info-Tafel

Info-Tafel

Info-Tafel

Info-Tafel


Zu diesem Zeitpunkt waren die Anwesenden noch in dem Glauben, dass es nach der “Workshop-Phase” Informationen und Antworten für alle geben würde. Das war leider nicht der Fall, denn die StEB-Mitarbeiter beschränkten sich in der letzten halben Stunde ausschließlich darauf , die zuvor auf Kärtchen notierten Fragen vorzulesen, aber die zugehörigen Antworten, die letztendlich von großer Bedeutung für alle gewesen wären, blieben leider aus. Hier wurde erneut auf die Webseite der StEB verwiesen.

Info-Tafel

Info-Tafel

Info-Tafel

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Bei Grundwasserschäden trotz Elementarversicherung nicht versichert
Eine der wenigen Ausnahmen war die Frage zum Thema Elementarversicherung im Falle von Grundwasserschäden, die zweifelsfrei auf den gesamten Ort zukommen, wenn das Retentionsgebiet gefüllt ist und 40 Tage braucht, bis das Wasser wieder endgültig abgelaufen/abgepumpt ist. Dass Grundwasserschäden, die von unten (Keller) ins Haus eindringen, trotz Elementarversicherung dann nicht versichert sind, war vielen Anwesenden nicht bekannt und der Hinweis, dass diese Schäden ggfs. mit der Kommune zu regeln seien, beruhigte in keinster Weise.

Westliche Hackenbroicher Straße als Fluchtweg?
Den Hinweis eines Bürgers, die alte Verlängerung der Hackenbroicher Straße, die Richtung Westen durch das INEOS-Gelände führt, bei einer Flutung als möglichen Fluchtweg Richtung Hackenbroich kurzzeitig wieder zu öffnen, war die StEB bereit aufzunehmen und bei den Planungen der Fluchtwege in Betracht zu ziehen. Bevor dann weitere Fragen gestellt werden konnten, wurde die Veranstaltung beendet und die StEB-Vertreter entließen enttäuschte Bürger:innen, die sich wesentlich mehr und verbindlichere Aussagen erhofft hatten.

Keine Mikros für Kritiker
Dass die vor der Veranstaltung im Saal aufgestellten Mikrofone auf Wunsch der StEB wieder entfernt wurden, zeigt, dass ein Dialog mit dem Bürger in dieser Form nicht erwünscht war. Weder die Bürger, noch die Politik und auch nicht der Bürgerverein Worringen als größter Kritiker des Vorhabens, kamen an diesem Abend zu Wort. Negativ stieß einigen Anwesenden auch auf, dass Vorständin DI  Ulrike Franzke als Chefin der StEB nicht nur zu spät erschien, sondern sich auch anschließend nicht an die Front begab und stattdessen am Ende des Saales unbeachtet sitzen blieb.

Einerseits kann man Verständnis für den schwachen Auftritt der StEB-Mitarbeiter haben, denn die StEB sind letztendlich nur das ausführende Organ ihrer Auftraggeber und deren Mitarbeiter haben wenig Interesse, sich auf langatmige Diskussionen einzulassen, die letztendlich an einem solchen Abend kaum mehr etwas bringen, denn der Beschluss zu bauen ist ja bereits erfolgt, und hierfür zeichnen das Land NRW und die Stadt Köln verantwortlich. Andererseits, ungeachtet dessen, hätte man die Bevölkerung wesentlich detaillierter und umfangreicher informieren müssen.

Weitere Klagen nicht ausgeschlossen
Nach aktuellem Stand der Dinge soll somit im Jahre 2027 Baubeginn sein. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2033 vorgesehen. Vor diesem Hintergrund wird der Bürgerverein in Kürze zum Thema Retentionsgebiet eine außerordentliche Mitgliederversammlung durchführen, auf der u.a. der Tagesordnungspunkt “Abstimmung der Versammlung zur Anfechtung des Planfeststellungsbeschlusses mit einer Klage vor dem OVG Münster” zur Debatte steht.

In Einzelgesprächen mit betroffen Anwohnern, bei denen z.B. am Langeler Weg, Gärten direkt an der B9 grenzen und dort um einige Meter Land gekürzt werden sollen, war zu erfahren, dass auch hier noch keine konkreten Angaben über die Grundstückskürzung selbst oder Schadensersatz für das zu enteignende Land gemacht wurden. Wieder andere Bürger sorgen sich um ihr Land, weil nach ihrer Ansicht nach der Flutung evtl. aufschwimmende chemische Altlasten im Boden das Erdreich verseuchen und das Land danach für immer unbrauchbar sein würde. Auch hier gibt es Bürger, die zu einer Klage bereit sind. Ebenso befürchten Bürgerverein und Naturschützer, dass das Naturschutzgebiet Worringer Bruch nach eine Flutung mit Rheinwasser, in dem im Vorfeld von Worringen aufgeschwemmte Öltanks etc. das Wasser verseuchen, danach keines mehr ist.

Szenario “Unkontrollierte Flutung”
Was aber passiert, wenn es kein Retentionsgebiet gäbe und der Rhein flutet bei 11,90 m nicht nur das Gelände im Worringer Bruch, sondern auch das gesamte Wohngebiet? Auch dann wird verseuchtes Wasser alles fluten und ggfs. Altlasten aufschwimmen. Ein Szenario, dass sich kein Bewohner Worringens wirklich vorstellen möchte.
Sollte dieser Tag kommen, dass Worringen überflutet wird, dann steht die Innenstadt von Köln und andere Kommunen schon wesentlich früher unter Wasser und diese Schäden einer Millionenstadt und ihrem Umfeld zu ersetzen, das dürfte eine schwer zu stemmende Aufgabe für alle Versicherungen sein. Und die Bereitschaft von Versicherungen, Schäden im 6- oder 7-stelligen Bereich zu begleichen, die ist hinreichend bekannt.

Wie auch immer; man kann für oder gegen das Projekt sein und für beide Positionen Verständnis zeigen, aber es ist eine nicht zu leugnende Tatsache, dass man in Worringen an einem der größten Ströme Europas unterhalb der Deichkrone wohnt und da gibt es, insbesondere durch den vom Mensch verursachten Klimawandel kein undenkbares Szenario mehr. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man in Worringen wohnt.
Wer sich zum Retentionsraum Worringen konkreter informieren will, der kann dies auf der Homepage der StEB machen, denn hier wird sehr umfangreich und detailliert aufgeführt, was man in diesem Beitrag nicht alles aufführen kann.


Das Büro der StEB am Hackhauser Weg 2 soll für Fragen künftig wieder geöffnet werden.
Die Öffnungszeiten sowie weitere Informationen der StEB zum Retentionsgebiet sind auf deren Homepage einzusehen.

Kontakt für Fragen ist außerdem über die Mail-Adresse der StEB möglich:
 
retentionsraum@steb-koeln.de (Herr Möhrchen und Frau Büscher).




WorringenPur.de/15.04.2024
Bericht: Jakob Mildenberg
Fotos: Heike Matschkowski & Jakob Mildenberg
(mit freundl. Unterstützung der StEB Köln
Redakt. & digit. Bearbeitung: Heike Matschkowski