Retentionsraum Worringen kommt – Baubeginn 2026/2027 Landesregierung übergibt Planfeststellungsbeschluss (Genehmigung) an Stadt Köln
Welcher Worringer erinnert sich nicht an die schweren Hochwasser der Jahre 1993 und 1995. Viel hat seinerzeit beim Hochwasserstand von 10,69 m Kölner Pegel nicht gefehlt bis zur Worringer Deichkrone. Diese Hochwasser waren damals der Anlass, den Retentionsraum Worringen in den “Aktionsplan Hochwasser”, der durch die internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) beschlossen wurde, aufzunehmen. Mittlerweile wird dieser Aktionsplan als Programm “Rhein 2040” in Nordrheinwestfalen weiter geführt. 1996 beschloss die Landesregierung die Umsetzung, 1998 war Planungsbeginn und 2006 stimmte der Rat der Stadt Köln der Planungsausführung zu. Relativ zügig wurde seinerzeit der Deich von Merkenich bis zur Stadtgrenze kurz vor Dormagen für ein Hochwasser bis 11,90 m erhöht. Zwischen Langel und Worringen wurden Stahlplatten tief in die Wasserseite des Deiches gerammt, die verhindern sollen, dass der Deich durch das Aufweichen beim möglichen Überlaufen bricht. 2014 wurde Worringen in das Hochwasserschutzprogramm aufgenommen und 2016 folgte bereits der Antrag auf Planfeststellung. Bei einem Erörterungstermin im Jahre 2019 wurden die Planungsunterlagen überarbeitet.
Worringer Retentionsbecken (Polder) soll Rheinunterlieger & Köln rheinaufwärts schützen Am 14. März 2025 war es soweit und die Landesregierung übergab den “Planfeststellungsbeschluss” im feierlichen Rahmen an die Stadt Köln und
die in der Folge als Maßnahmenträger auftretenden Stadtentwässerungsbetriebe der Stadt Köln (StEB). Hierzu wurde im Beisein der Presse zu einem Ortstermin auf dem Rheindeich am Werthweg am Gebäude des Hochwasserpumpwerks eingeladen, um deutlich zu machen, dass hier
nun Fakten geschaffen wurden. Vertreten waren, seitens der Landesregierung der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Herr Oliver Krischer, für die Bezirksregierung Köln der Regierungspräsident Herr Dr. Thomas Wilk, für die Stadt Köln die Oberbürgermeisterin Frau Henriette Reker und als Vertreterin der StEB deren Vorständin Frau Ulrike Franzke. Alle vier Repräsentanten priesen in ihren Reden den Nutzen, die Hintergründe und die Notwendigkeit des Retentionsraumes Worringen an. “Wir können dieses Becken wie eine Badewanne steuern, mit einem großen Schutzeffekt für die Menschen” betonte Minister Krischer. Hierdurch sei nicht nur Köln, sondern auch Düsseldorf und allen Rheinunterliegern bis in die Niederlande geholfen.
Keine Polder in Hessen - Landwirte verweigern Grundstücksverkäufe Bei einer möglichen kontrollierten Flutung des Gebietes würde der Rheinpegel um 17 cm sinken und selbst an der Grenze zu den Niederlanden
mache dies noch 4 cm aus. Krischer betonte, dass es entlang des Rheins bereits in Baden-Württemberg und Hessen Polder gebe, die eine Entlastung für die nördlicheren Anlieger bedeuteten und somit wäre auch NRW in der Pflicht, etwas für den Niederrhein und die Niederlande zu leisten. Dass es in Hessen gar keine Polder gibt, sondern in Rheinland Pfalz, dazu musste sich der Minister von einem Bürger belehren lassen, der es besser wusste. In Hessen scheitern die Polder seit Jahren daran, dass sich dort die betroffenen Landwirte durchgesetzt haben und den Verkauf ihres Landes konsequent verweigern.
Bürgerverein lässt rechtlich prüfen – Klage nicht ausgeschlossen! Dass der Bürgerverein Worringen (BVW) zum Thema Retentionsgebiet ganz andere Positionen vertritt, betonten die anwesenden Mitglieder des
Bürgervereins Worringen sehr deutlich. Mit ihrem Protestplakat brachten sie der Politik klar zum Ausdruck, was man in Worringen von dieser großen Flutung hält. Die Forderung, dass die B9 und das Worringer Bruch nicht geflutet werden dürfen, wurde deutlich gestellt und auch begründet.
Der BVW hält die gesamte Maßnahme für sinnlos, da ab Dormagen der Hochwasserschutz um einen ganzen Meter höher liegt als im Kölner Norden. Das Prinzip “Der Oberlieger schützt den Unterlieger”
 v.li: Regierungspräsident Herr Dr. Thomas Wilk, Vertreterin der StEB Frau Ulrike Franzke, Minister für Umwelt, Naturschutz & Verkehr Herr Oliver Krischer, Oberbürgermeisterin Frau Henriette Reker.
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wird laut Bürgerverein somit konterkariert. Der Bürgerverein schlug vor, die geplanten 225 Mio. € für zahlreiche kleinere Rückhalteflächen an den Rheinnebenflüssen zu investieren. Ferner wird
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befürchtet, dass durch die Bauarbeiten (voraussichtlich bis 2033) und die spätere Flutung das Naturschutzgebiet Worringer Bruch über Jahrzehnte geschädigt sein wird. Auch dass bei eventuellen Störfällen die B9 Richtung Fühlingen als Fluchtweg ausfällt, stört die Vertreter des Bürgervereins gewaltig. Dass künftige Hochwässer überhaupt noch so hoch ausfallen könnten, wird vom BVW angezweifelt, da durch den Klimawandel die Anzahl der Niedrigwässer eher steigt als die Gefahr eines Hochwassers dieser Dimension. Karl-Johann Rellecke vom Bürgerverein suchte diesbezüglich den Dialog mit dem Umweltminister und kritisierte auch die mangelnde Diskussion und Einbindung der Worringer Bürger zu diesem für Worringen bedeutenden Thema.
Dass der BVW es ernst meint, betonen die Mitglieder in ihrer Pressemitteilung auch deutlich, denn die rechtliche Prüfung des Planfeststellungsbeschlusses hat man sich zum Ziel gesetzt. Falls sich Ansätze für eine Klage ergeben, insbesondere wegen Verstößen gegen europäische Schutzkategorien für das Naturschutzgebiet Worringer Bruch, soll die EU-Kommission in Brüssel hierzu befragt werden. Der Rechnungshof NRW soll befragt werden, ob die 225 Mio.€ für die Baukosten gerechtfertigt sind, wenn der Schutz der Unteranlieger von Düsseldorf bis in die Niederlande gar nicht notwendig ist. Da ist aus Sicht des Bürgervereins Worringen wohl noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Bürgerinfo-Veranstaltung am 8. April
Hierzu wird es bei der Veranstaltung der StEB am 08. April im Vereinshaus Worringen weiteren Rede- und Informationsbedarf geben. Hier darf man dann auch erwarten, dass die Bevölkerung bis ins kleinste Detail der Maßnahmen und vor allem deren Folgen, informiert wird. Einige bereits wichtige und informative Zahlen liefern hierzu die StEB auf ihrer Homepage.
Demzufolge ist eine Fläche von 679 Hektar betroffen, mit einem Fassungsvermögen von 30 Mio. Kubikmetern Wasser. Der Wasserzufluss wird bei der Flutung das Volumen von 410 Kubikmetern pro Sekunde erreichen und nach 22 Stunden Flutung abgeschlossen sein. Nach Beendigung der Gefahrenlage dauert es 40 Tage, bis die gesamte Wassermenge wieder abgeflossen ist, denn die Restentleerung erfolgt bis 8 m Pegel über das Auslassbauwerk und ab einem Pegel von 8 Metern über den Pletschbach und das geplante Restentleerungspumpwerk.
Flutung ab 11,70 m Kölner Pegel bei Prognose von 11,90 m Auch die wichtige Frage nach dem “Ab wann wird geflutet ?” wurde beantwortet. Hier ist vorgesehen und so stehe es auch im
Planfeststellungsbeschluss, dass erst ab eines Kölner Pegels von 11,70 m geflutet wird, wenn man die Erkenntnis hat, dass die Hochwasserschutzmarke von 11,90 m überschritten wird. Es ist demzufolge nicht vorgesehen, zu einem früheren Zeitpunkt zu fluten, um die Stadt Köln zu retten, wie es in Worringen befürchtet wird. Ferner müssen die Krisenstäbe des Landes NRW und der Stadt Köln die Flutung einvernehmlich beschließen. Durch die Flutung des Worringer Bruchs bleiben im Ernstfall, bevor der Rhein die 11,90 m-Marke überschreitet, für die anstehenden Rettungs- und Evakuierungsmaßnahmen 14 Stunden mehr Zeit. Da kann man nur hoffen, dass sich der Zustand der Worringer Straßen bis zur ersten Flutung auch dazu eignet als Flucht- und Rettungswege genutzt werden zu können.
So blieben trotz der vielen neuen Informationen doch noch einige Fragen offen, aber hierzu diente diese Veranstaltung auch nicht wirklich, denn dieses Treffen war eigentlich nur der offizielle Teil, die Übergabe des Planfeststellungsbeschlusses betreffend, sowie der Feststellung; “wir bauen!”.
Hier darf an die Veranstaltung der StEB am 08. April um 18.00 Uhr im Vereinshaus erinnert werden. Hierzu muss sich allerdings bei der StEB angemeldet werden, wenn man Einlass im Vereinshaus haben möchte. Die Anmeldung hierzu erfolgt bis 4. April unter folgender Mailadresse der StEB: dialog@steb-koeln.de
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WorringenPur.de/18.03.2025 Bericht und Fotos: Jakob Mildenberg Skizze mit Straßen: WorringenPur.de mit freundl. Unterstützung der StEB Redakt. & digitale Bearbeitung: Matschkowski
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