Hoffnung für den Krebelshof?
“Aktionsbündnis Krebelshof” organisierte Informationsveranstaltung
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Köln-Worringen/Vereinshaus
Es entsteht der Eindruck, dass die Stadt Köln den Ausverkauf des Kölner Nordens plant, denn sie nahm die Insolvenz des Trägervereins zum Anlass, den Krebelshof kurzerhand zu schließen und die Nutzung in Frage zu stellen. Daraufhin luden die Internetmagazine WorringenPur und Worringen-lebt am 19.04.2012 zu einem Meinungsaustausch ein. Der Einladung folgten die Bürgervereine Worringen und Roggendorf/Thenhoven, Bezirksbürgermeisterin Wittsack-Junge und Stadträtin Nesseler-Komp. Die Anwesenden waren sich einig, dass man die Schließung nicht einfach hinnehmen will und gründeten das „Aktionsbündnis Krebelshof“. Die erste Aktion war eine Infoveranstaltung im Vereinshaus, zu der u. a. das Jugendamt und das Bauaufsichtsamt eingeladen waren.

Die große Besucherzahl der Veranstaltung zeigte, dass Bürger bzw. Jugendliche ein großes Interesse am Erhalt des Krebelshof haben. Der

Moderator Helmut Frangenberg konnte vom Jugendamt Frau Dr. Klein und Frau Krause begrüßen, das Bauaufsichtsamt war nicht vertreten. Dass für die von der Schließung Betroffenen dringender Handlungsbedarf  besteht, zeigte schon der erste Satz von Frau Dr. Klein. Sie lobte den Krebelshof als „tolle Immobilie“.

Im Folgenden erläuterte Frau Dr. Klein sehr detailliert die Umstände, die aus ihrer Sicht zur Schließung geführt haben. Als Hauptgrund nannte sie die finanziellen Schwierigkeiten, in die der Trägerverein geraten war. Schon vor 3 Jahren gab es einen finanziellen Engpass, den die Stadt mit einem Vergleich gelöst hat. In 2011 gab es dann Hinweise, dass die Sozialabgaben vom Verein nicht mehr gezahlt werden können. Die Stadt hat daraufhin ein Wirtschaftlichkeitsgutachten vom Krebelshof e. V. angefordert, was aber in der Kürze der geforderten Zeit und wegen der finanziellen Situation des Vereins nicht in Auftrag gegeben werden konnte. Laut Frau Dr. Klein und Frau Krause hatte die Stadt eine Kostenübernahme zugesagt, davon war dem Vorstand des Trägervereins jedoch nach Auskunft von Herrn Dunschen nichts bekannt. Zum 01.02.12 hat der Verein dann Insolvenz angemeldet.

Zur Schließung des Krebelshofs wäre es scheinbar auch gekommen, weil es eine Klage eines Anwohners über Lärmbelästigungen gab, der man nachgehen musste. Offen blieb, ob die Lärmbelästigungen tatsächlich im Zusammenhang mit dem Betrieb des Krebelshof (z. B. Open Air) standen. Daraufhin wurde der Lärmschutz geprüft und auch eine Brandschau durchgeführt. Seitdem stehen auch die baulichen Zustände des Gebäudes im Fokus.

Aus Sicht von Frau Dr. Klein gibt es verschiedene Gründe, warum es derzeit nicht weitergeht:

  • Der Schlüssel zum Gebäude ist noch beim Träger (das Problem soll aber so gut wie gelöst sein). Hinzu kommt, dass überhaupt erst geklärt werden muss, ob ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden kann.
     
  • Es gibt baurechtliche Defizite; um Veranstaltungen durchführen zu können, müsste man einen erheblichen Aufwand betreiben. Beziffern konnte diese Summe Frau Dr.  Klein nicht, aber sie verwies darauf, dass bereits ein Sanierungsgutachten bei der städtischen Gebäudewirtschaft in Auftrag gegeben worden sei.
     
  • Der Brandschutz entspricht nicht den neuesten Anforderungen: Zwar hat eine Begehung im August 2011 ergeben, dass alles in Ordnung sei; „wenn man das aber im Sinne einer Neunutzung sieht, dann muss man es neu bewerten.“

Zum Gebäudezustand gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Der Trägerverein sagt, dass der überwiegende Teil sehr gut in Schuss und gut zu

nutzen sei. Nur der Bereich von Arbeit und Lernen gGmbH (rechter Bereich) ist sanierungsbedürftig (dort werden aber derzeit auch Arbeiten durchgeführt). Auf eine entsprechende Anfrage, warum nun plötzlich in diesem Bereich renoviert wird, gab es nur ausweichende Antworten. Frau Wittsack-Junge sagte, dass es grundsätzlich Aufgabe der Stadt sei, das Gebäude in den Zustand zu bringen, dass man es wieder nutzen kann. Die Stadt sagt, dass ein Brandschutzgutachten erstellt werden muss, bevor hier wieder Veranstaltungen stattfinden können. Widersprüche gab es zu der Frage, ob es tatsächlich Mängel gibt, bei den Überprüfungen in der Vergangenheit also „geschludert“ wurde, oder ob diese, wie ein Besucher meinte „passend zur Schließung vom Himmel gefallen sind“. Es wurde auch nicht klar, ob und wann mit einem Gutachten zu rechnen ist.

Auch der Vorstand des Trägervereins nahm Stellung und Herr Dunschen äußerte, dass man selbst unverschuldet in diese Lage gekommen sei. Sie haben die operative Arbeit und die Verwaltung der Gelder der Geschäftsführung überlassen, aber auch immer dafür gesorgt, dass alles geprüft wurde. Man betont, dass die städtischen Zuschüsse immer weiter zurückgefahren wurden. Von anfangs 500.000 DM auf zuletzt 160.000 € (125.000 städtischer Zuschuss, 35.000 Landeszuschüsse); teilweise wurden die Zuschüsse auch spät gezahlt, so dass Zwischenkredite und Bürgschaften aufgenommen werden mussten. Durch die Konzertveranstaltungen und Vermietungen konnte die Jugendarbeit quersubventioniert werden. Dieses Modell hat viele Jahrzehnte gut funktioniert. Seit Herbst 2011 war dann allerdings klar, dass es knapp werden könnte in puncto Finanzen. Nach der Nichtanerkennung des vom Verein zur Alternative selbst erstellten Wirtschaftlichkeitsgutachtens  hat die Stadt die Überweisung der Zuschüsse zum 01.01.2012 eingestellt. Erst damit war das Ende des Trägervereins besiegelt und er musste die Insolvenz beantragen. Ein Insolvenzgutachter prüft zur Zeit die finanzielle Situation.

Unabhängig davon soll die Jugendarbeit in Worringen wieder aufgenommen werden. Dazu steht seit dem 25.4.2012 zweimal pro Woche (mittwochs und freitags) ein Truck des SKM auf dem Parkplatz des Krebelshofs. Frau Hees vom SKM erläuterte, dass der Truck vom Verein „Wir helfen“ finanziert wurde (60.000 Euro) und die laufenden Kosten für Personal nun aus dem Krebelshof-Etat des Jugendamtes getragen werden. Sie betont, dass dies natürlich nicht die Arbeit des Krebelshof-Teams komplett ersetzen könne. Der Truck soll ein Tonstudio, einen Kommunikationsbereich, eine Küche und eine mobile Tanzfläche bekommen.

Zusätzlich dazu soll ein Treffpunkt für diejenigen Jugendlichen gefunden werden, die sich bisher vor dem Vereinshaus treffen und nicht in die Krebelshof-Projekte integriert waren. Dazu soll es in der zweiten Jahreshälfte einen Vorschlag geben.
Zu den Bauwagen- und Truck-Konzepten gab es auch kritische Stimmen; einige Redner äußerten die Befürchtung, dass die Stadt sich dadurch von den sonstigen Verpflichtungen hinsichtlich Jugendarbeit „freikaufen“ und den Krebelshof lieber als Immobilie veräußern möchte. Dies wurde von den Vertreterinnen der Stadt nicht kommentiert.

Die Schließung des Spielplatzes wurde von vielen besonders bedauert. Frau Dr. Klein versprach abzuklären, ob hier eine Teilnutzung möglich ist.

Auf der Veranstaltung waren auch einige PolitikerInnen, MitarbeiterInnen des Jugendamts und Trägervereine, die den Erhalt des Krebelshofs unterstützen wollen. Frau Wittsack-Junge betonte, dass die Bezirksvertretung einstimmig beschlossen hat, dass es ein neues Konzept geben muss. Dazu soll der Sanierungsbedarf detailliert festgestellt und die notwendigen finanziellen Mittel in den in Kürze anstehenden Doppel-Haushalt 2012/2013 der Stadt Köln schnellstens eingestellt werden. Frau Jahn (Grüne, jugendpolitische Sprecherin) stimmt dem Trägerverein zu, dass der Hof noch in einem guten Zustand sei. Sie führte als Positivbeispiel für eine Erhaltung den Engelshof in Porz an und forderte alle Bürger auf, eine Weiterführung des Krebelshof zu unterstützen. Herr Dr. Heinen legte als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses dar, dass

bereits Anfang März ein Konzept zum Weiterbetrieb des Krebelshofs an das Jugendamt geschickt wurde, welches ein Konsortium aus fünf Trägern erstellt hat, die auch den baulichen Teil mit bedacht haben. Er meinte, eine erste Kostenrechnung würde viel versprechend aussehen und forderte die Stadt auf, dieses Konzept schnellstmöglich zu prüfen. Gesprächsangebot seitens des Jugendamtes gab es hierfür noch nicht. Herr Dick vom Bürgerverein merkte an, dass auch die örtliche Industrie sicher einen Beitrag zum Erhalt des Krebelshofs leisten werde.

Frau Dr. Klein würdigte das große Engagement der Worringer Bürger (und das der Nachbargemeinden, besonders Roggendorf-Thenhoven).  Sie glaubt aber auch, dass man noch viele Gespräche und Veranstaltungen brauchen wird, um die Zukunft des Krebelshofs zu klären. Durch die Insolvenz des Trägervereins sieht sie das bisherige Modell als gescheitert an. Sie wird das Trägerkonzept des Konsortiums prüfen; auch auf Basis des Investitionsbedarfs am Gebäude. Es werden auf jeden Fall zusätzliche Haushaltsmittel benötigt werden, denn mit dem jetzigen Betriebskostenzuschuss kommt man nicht hin. Bei Frau Dr. Klein entstand der Eindruck, dass in Worringen vielleicht auch die Einrichtung eines Bürgerzentrums gut wäre. Eine Möglichkeit, die geprüft werden müsste.

Fazit:
Sowohl zur Insolvenz als auch zu den baulichen Gegebenheiten des Krebelshofs sind noch viele Fragen offen, die geklärt werden müssen. Das „Aktionsbündnis Krebelshof“ wird diesen Prozess aufmerksam beobachten, mit vielen Aktionen begleiten und hofft auf eine rege Unterstützung der Worringer, Roggendorf/Thenhovener und weiterer Bürger der umliegenden Stadtteile im Kölner Norden. Am 15.05.2012 wird die Unterschriftenliste im Rahmen einer Demo an Oberbürgermeister Roters übergeben, entsprechende Informationen werden noch bekannt gegeben. Eine mögliche Uhrzeit für eine gemeinsame Abfahrt wäre 13.30 Uhr am St. Tönnisplatz. Hierzu werden Plakate und Listen für interessierte Demobegleiter ausgehängt, sobald gewiss ist, wann der OB die Unterschriftensammlung entgegennimmt.

Der Ausverkauf des Kölner Nordens sollte nicht resignierend hingenommen werden. Es wird um rege Beteiligung an der Demo gebeten, um der Stadt zu zeigen, dass der Kölner Norden bereit ist um den Krebelshof zu kämpfen!

Hinweis:
Inhaber von Konzertkarten können sich hinsichtlich der Anfragen über den Fortgang des Verfahrens gerne mit Name, Anschrift und Nennung der gekauften Karten (Anzahl/ Konzert/ Kartenvorverkaufsstelle und Betrag) an sarah.walendy@wzr-legal.com wenden. Sofern das Insolvenzverfahren eröffnet wird, werden dann die Betroffenen automatisch vom Insolvenzgutachter Rechtsanwalt Marco Martin  informiert.

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WorringenPur.de/30.04.2012
Bericht: Guth/Matschkowski/Roos/Zimmermann
Fotos: Matschkowski/Zimmermann